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ÜbersichtUniv.-Prof. Dr. Andreas Reif, Frankfurt am Main

Neues Jahr – neues Glück – neue Mechanismen?

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ÜbersichtAlkomiet Hasan und Elias Wagner, Augsburg

Neue antipsychotische Konzepte jenseits der Dopaminhypothese

In den letzten Jahren gab es nur wenige Innovationen im Bereich der antipsychotischen Behandlung und insgesamt ist weiterhin festzustellen, dass alle verfügbaren Antipsychotika auf dem Konzept der Dopaminhypothese der Schizophrenie entwickelt worden sind. Immer wieder wurde basierend zum Beispiel auf der Glutamathypothese der Schizophrenie versucht, alternative antipsychotische Konzepte zu etablieren. Bisher war dieser Weg nicht erfolgreich. Seit ungefähr drei Jahren sind aber erste Erfolgsmeldung in der Entwicklung von Antipsychotika mit einer nicht-dopaminergen Wirkweise sichtbar geworden. In diesem narrativen Übersichtsartikel werden neue antipsychotische Entwicklungen (z. B. Wirkung an muskarinergen Acetylcholin-Rezeptoren oder einer Modulation der Trace-Amine-associated Rezeptoren) dargestellt, aber auch Grenzen dieser Konzepte diskutiert.
Key words: Schizophrenie, Antipsychotika, Dopamin, muskarinerge Acetylcholin-Rezeptoren (mACh), Innovation
Psychopharmakotherapie 2024;31:2–8.

FlaggeEnglish abstract

New antipsychotic concepts beyond the dopamine hypothesis

In recent years there have been few innovations in the field of antipsychotic treatment and overall it must be concluded that all available antipsychotics are still based on the concept of the dopamine hypothesis of schizophrenia. Again and again, attempts have been made to establish alternative antipsychotic concepts based, for example, on the glutamate hypothesis of schizophrenia. So far, this approach has not been successful. However, in the last three years or so, the first reports of success in the development of antipsychotics with a non-dopaminergic mode of action have become apparent. In this narrative review article, new antipsychotic developments (e.g. mode of action via mACh receptors or modulation of trace amine-associated receptors) are presented, but the limitations of these concepts are also discussed.

Key words: schizophrenia, antipsychotics, dopamine, muscarinergic acetylcholine receptors (mACh), innovation

Seite 9 - 14
OriginalarbeitHans-Jürgen Möller*, München, und Florian Seemüller, Garmisch-Partenkirchen

Fremdbeurteilungs-Skalen und Selbstbeurteilungs-Skalen messen unterschiedliche Konzepte der …

Aus einer großen Multicenterstudie an stationär behandelten depressiven Patienten

Im Rahmen einer großen Multicenterstudie an stationär behandelten depressiven Patienten (n = 1014) wurde die Übereinstimmung der mit der Hamilton-Depressionsskala (HAMD), der Montgomery-Åsberg-Depressionsskala (MADRS) und dem Beck-Depressions-Inventar (BDI) gemessenen Depressivitätswerte korrelationsstatistisch und faktorenanalytisch untersucht. Es zeigte sich eine nur mäßige Korrelation der Selbstbeurteilungswerte mit den Fremdbeurteilungswerten. In der explorativen Faktorenanalyse stellten sich drei Faktoren dar, von denen einer ausschließlich durch BDI-Items gebildet wurde. Die Selbstbeurteilung mit dem BDI misst offensichtlich ein anderes Depressionskonzept als die Fremdbeurteilung. Das sollte bei der Planung von Studiendesigns und im klinischen Alltag berücksichtigt werden.
Schlüsselwörter: Fremdbeurteilungs-Skalen, Selbstbeurteilungs-Skalen, HAMD, MADRS, BDI
Psychopharmakotherapie 2024;31:9–14.

FlaggeEnglish abstract

Observer-rating scales and self-rating scales measure different concepts of depression: Results of HAMD, MADRS and BDI in a huge multicenter study on depressive in-patients

The concordance between the depression-scores of HAMD, MADRS and BDI were compared using correlation statistics and explorative factor-analysis in a huge multicenter-study on depressive inpatients (N = 1014). The correlation between self-rating and observer-ratings were only modest. The factor-analysis resulted in three factors, one of which was only composed by BDI-items. Self-ratings with the BDI apparently measure concept of depression different from observer-ratings. This should be taken into account when planning research studies or in clinical practice.

Key words: Oberserver-rating scales, self-rating scales, HAMD, MADRS, BDI

Seite 15 - 22
DiskussionsforumGeorg Juckel und Nadja Freund, Bochum

Sind Tierversuche für die Psychopharmaka-Entwicklung noch zeitgemäß?

Die stetige Entwicklung von neuen Forschungsmethoden zum Beispiel im Bereich der Zellkultur und das grundsätzlich stärker werdende Interesse der Gesellschaft am Tierwohl stellen den Einsatz von Tierversuchen zur Entwicklung von Medikamenten, speziell von Psychopharmaka, in Frage. Tierversuche haben Vor- und Nachteile, die auch bei kritischer Diskussion nie vollständig zufriedenstellend miteinander abgewogen werden können. In diesem Artikel werden Alternativen zum Tierversuch aufgezeigt, jedoch auch deren Einschränkungen diskutiert. Fortschritte in den Neurowissenschaften allgemein und speziell die der Therapie von psychischen Erkrankungen, die oftmals durch den Einsatz von Tierversuchen erlangt wurden, werden vorgestellt. Außerdem sollen drei Beispiele aus der aktuellen Forschung Einblicke in die Methoden und den Nutzen von tierexperimenteller Forschung in der Psychiatrie geben. Vor diesem Hintergrund kann abwägend eine Einschätzung getroffen werden, wann, warum und unter welchen Voraussetzungen Tierversuche in der Psychopharmaka-Entwicklung noch zeitgemäß sind.
Schlüsselwörter: Nager, Alternativen, Medikamente
Psychopharmakotherapie 2024;31:15–22.

FlaggeEnglish abstract

Are animal experiments still appropriate for the development of psychiatric drugs?

The constant development of new research methods, e.g. in the field of cell culture, paired with society’s generally increased interested in animal welfare, question the use of animal models for the development of drugs, specifically psychiatric drugs. Animal testing has its advantages but also disadvantages; careful consideration of both might never be completely satisfying. In this article, alternatives to animal testing including their limitations will be discussed. Advances in neurosciences in general but specifically in the therapy of psychiatric disorders, often achieved with the use of animal experiments, are presented. In addition, three recent examples will give insights into methods and benefits of animal testing in psychiatry. Given this background, an assessment can be made as to when, why and under what conditions animal testing is still appropriate in the development of psychiatric drugs.

Key words: Rodents, alternatives, drugs

Seite 23 - 33
Referiert & kommentiertDr. Claudia Bruhn, Berlin

Behandlung der Insomnie

Daridorexant: Langzeitverordnung jetzt möglich

Seit April 2022 ist der Orexin-Rezeptorantagonist Daridorexant zur Behandlung der Insomnie bei Erwachsenen zugelassen. Nach einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses, der nach der Veröffentlichung im Bundesanzeiger im November dieses Jahres nun rechtskräftig ist, darf der Wirkstoff zulasten der GKV zeitlich unbefristet verordnet werden. Dies erläuterten Experten bei einer Presseveranstaltung der Firma Idorsia.

Seite 23 - 33
Referiert & kommentiertTabea Krause, Stuttgart

Schizophrenie

Xanomelin-Trospium erfolgreich in erster Phase-III-Prüfung

Als neue Therapieoption zur Behandlung der Schizophrenie wurde in der EMERGENT-2-Studie eine Wirkstoffkombination aus Xanomelin und Trospium auf ihre Effektivität und Sicherheit untersucht. Xanomelin ist der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffgruppe und wirkt agonistisch an M1- und M4-Rezeptoren.

Seite 23 - 33
Referiert & kommentiertProf. Hans-Christoph Diener, Essen

Demenz

Zwei Phase-III-Studien mit Gantenerumab bei früher Alzheimer-Krankheit

Mit einem Kommentar des Autors
Bei Personen mit früher Alzheimer-Krankheit führte die Anwendung von Gantenerumab in zwei Placebo-kontrollierten Studien nach 116 Wochen zu einer geringeren Amyloid-Plaque-Belastung als Placebo, war aber nicht mit einem signifikant langsameren, klinischen Fortschreiten der Erkrankung verbunden.

Seite 23 - 33
Referiert & kommentiertAbdol A. Ameri, Weidenstetten

ADHS im Erwachsenenalter

Multimodale Therapie und deren praktische Umsetzung

Erwachsene mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind zum einen durch die Kernsymptome und zum anderen durch häufige koexistierende, psychische Störungen in mehreren Lebensbereichen beeinträchtigt. Eine leitliniengerechte Behandlung setzt auf die Linderung der Kernsymptome durch eine Pharmakotherapie, eingebettet in ein Gesamtkonzept mit Psychoedukation, Psychotherapie und weiteren psychosozialen Maßnahmen. Die Optionen wurden bei einem von Medice veranstalteten Symposium im Rahmen des DGPPN-Kongresses 2023 diskutiert.

Seite 23 - 33
Referiert & kommentiertProf. Hans-Christoph Diener, Essen

Akute Migräneattacken

Vergleich von 25 Arzneimitteln auf Basis einer Smartphone-Anwendung

Mit einem Kommentar des Autors
Die Daten aus einer Migräne-App in den USA ermöglichten die Analyse von fast 11 Millionen Migräneanfällen und Vergleiche von 25 Arzneimitteln zur Behandlung akuter Migräneattacken. Triptane und Antiemetika erwiesen sich als die wirksamsten Wirkstoffklassen. Diese Ergebnisse stimmen mit den Empfehlungen von Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG) überein.

Seite 23 - 33
Referiert & kommentiertProf. Hans-Christoph Diener, Essen

Migräne

Ubrogepant zur Verhinderung von Migräneanfällen im Prodromalstadium

Mit einem Kommentar des Autors
Ubrogepant, ein CGRP-Rezeptorantagonist, war bei der Verhinderung eines Teils von Migräneanfällen wirksam und gut verträglich, wenn es während der Prodromalphase einer Migräneattacke gegeben wurde. Dies ist das Ergebnis einer randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Cross-over-Studie.

Seite 23 - 33
Referiert & kommentiertDr. Thomas M. Heim, Freiburg

Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen

Offene Studie mit historischer Kontrollgruppe als Basis für eine NMOSD-Arzneimittelzulassung?

Mit Eculizumab und Ravulizumab stehen seit Kurzem zwei intravenös zu applizierende C5-Komplement-Inhibitoren zur Behandlung Aquaporin-4-IgG-Antikörper-positiver Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (AQP4-AK+ NMOSD) zur Verfügung. In einer Pro-Kontra-Debatte beim DGN-Kongress 2023 diskutierten namhafte Experten, ob das sehr ungewöhnliche Studiendesign der zulassungsrelevanten Studie zu Ravulizumab angemessen war.

Seite 23 - 33
Referiert & kommentiertDr. Matthias Herrmann, Berlin

Schubförmige multiple Sklerose

Patienten mit hoch aktivem Verlauf schon früh mit hoch aktiven Arzneimitteln schützen

Die Schübe sind bei multipler Sklerose (MS) nur die Spitze des Eisbergs, denn die Erkrankung schreitet auch unabhängig von ihnen voran. Um so wichtiger ist es, Schüben und der mit ihnen einhergehenden Behinderungsprogression vorzubeugen. Anstelle der Eskalation sollte gegebenenfalls schon von Beginn an eine hoch aktive verlaufsmodifizierende Therapie mit Arzneimitteln wie Ofatumumab zum Einsatz kommen.