31. Jahrgang Heft 05, Sep/Okt 2024

Seite 155 - 156
EditorialWalter E. Müller, Frankfurt/Main, und Anne Eckert, Basel

Keine Zulassung für den Amyloid-Antikörper Lecanemab in der EU

Warum die Entscheidung der EMA richtig ist

Seite 157 - 162
ÜbersichtAnna Mück, Julia Emde, Sonja Genau und Heidrun Krämer, Gießen

Aktuelle Entwicklungen und neue Therapieoptionen für die Myasthenia gravis

Die Myasthenia gravis (MG) ist eine seltene neuromuskuläre Übertragungsstörung, die mit einer belastungsabhängigen Muskelschwäche einhergeht. Von wesentlicher Bedeutung ist die Etablierung einer Therapie, die sich an der Krankheitsaktivität und Krankheitslast orientiert, worunter mittel- oder längerfristig in den meisten Fällen der Verlauf günstig beeinflusst werden kann. Insbesondere für Patienten mit einer hoch aktiven MG waren die therapeutischen Optionen jedoch bisher begrenzt. Durch Zulassung neuer Substanzen mit alternativem Wirkungsmechanismus haben sich zuletzt insbesondere für Patienten mit einer hoch aktiven Acetylcholin-Rezeptor-positiven MG die therapeutischen Möglichkeiten erweitert. Und auch in Zukunft ist mit der Zulassung weiterer, alternativer Therapien zu rechnen, was die medikamentösen Optionen, insbesondere für Patienten mit einem hoch aktiven Verlauf, bereichern wird.
Schlüsselwörter: Myasthenia gravis, medikamentöse Therapie, neue Therapieoptionen, hoch aktiver Verlauf
Psychopharmakotherapie 2024;31:157–62.

FlaggeEnglish abstract

Current developments and new treatment options for myasthenia gravis

Myasthenia gravis (MG) is a rare neuromuscular transmission disorder that is associated with exercise-related muscle weakness. It is essential to establish a therapy that is adjusted to the activity and burden of the disease, which can have a positive effect on the course of the disease in the medium or long term in most cases. However, therapeutic options have so far been limited, particularly for patients with highly active MG.

The approval of new substances with alternative mechanisms of action has recently expanded therapeutic options, particularly for patients with highly active acetylcholine receptor-positive MG. And also in the future, further alternative therapies are expected to be approved, which will enrich the drug options, particularly for patients with a highly active course of the disease.

Key words: Myasthenia gravis, drug therapy, new therapy options, highly active course

Seite 163 - 169
ÜbersichtAntje Behring, Berlin, Marion Haberkamp, Wiebke Löbker und Karl Broich, Bonn

EU-HTA-Verordnung im Zusammenspiel mit Nutzenbewertung und Zulassung

EU-HTA-Verordnung: ein Überblick

Mit der europäischen Verordnung zur Bewertung von Gesundheitstechnologien (HTA) soll ab 2025 europaweit die Verfügbarkeit von neuen Therapien verbessert und der Innovationsstandort Europa gestärkt werden. Gleichzeitig sollen die Erstattungsentscheidungen in den einzelnen Mitgliedsstaaten durch den gemeinsamen EU-HTA-Bericht unterstützt werden. Anpassungen der nationalen HTA-Verfahren werden erforderlich sein, um die EU-HTA-Verordnung in zum Teil etablierte Entscheidungsprozesse der Gesundheitssysteme zur Ressourcenallokation einzubetten. Die mit der EU-HTA-Verordnung vorgesehene verstärkte Zusammenarbeit auf europäischer Ebene schafft vor allem mehr Transparenz zur vorliegenden Evidenz; inwieweit die klinischen Standards und die Vergleichbarkeit der Bewertungsgrundlagen verbessert und langfristig die Therapieoptionen für Patienten mit neurologischen und psychischen Erkrankungen optimiert werden, indem der Zugang zu innovativen Medikamenten erleichtert wird, hängt von zahlreichen Faktoren ab, die im Folgenden näher betrachtet werden. In einem Folgebeitrag soll die Umsetzung der EU-HTA-Verordnung am Beispiel von Antidepressiva und Antidementiva illustriert werden.
Schlüsselwörter: EU-HTA-Verordnung, Arzneimittelzulassung, Nutzenbewertung
Psychopharmakotherapie 2024;31:163–9.

FlaggeEnglish abstract

EU HTA Regulation: EU HTA Regulation in interaction with benefit assessment and authorisation

Starting in 2025, the European HTA (Health Technology Assessment) of new medicines aims to improve the availability of new therapies across Europe and strengthen Europe as a hub of innovation. At the same time, reimbursement decisions in individual member states are expected to be supported by the EU HTA report. Adjustments to national procedures will be necessary to integrate the EU HTA regulation into the existing decision-making processes of the healthcare systems. However, it will only become apparent in a few years whether this new European procedure will influence access to medicines in Europe. In a subsequent article, the implementation of the EU HTA regulation shall be illustrated using the examples of antidepressants and antidementive drugs.

Key words: EU HTA regulation, marketing authorisation, benefit assessment

Seite 163 - 169
In eigener SachePPT-Herausgeber und -Redaktion

Die PPT bei der LA-MED-Facharztstudie erneut im Spitzenfeld

Die Ergebnisse der LA-MED-Facharztstudie 2024 in der Facharztgruppe Neurologie/Psychiatrie belegen erneut den Erfolg der Psychopharmakotherapie (PPT) als wissenschaftlich orientierte Fachzeitschrift.

Seite 170
RezensionProf. Dr. med. Dipl.-Psych. Gerd Laux, Soyen/München

Standardwerk zur profunden Wissensvermittlung

Seite 171 - 187
ÜbersichtKirsten Müller-Vahl, Hannover

Pharmakotherapie von Tic-Störungen*

In der Behandlung von Tics gelten Dopaminrezeptor-Antagonisten als effektivste Therapie. In Deutschland und auch den meisten anderen europäischen Ländern ist nach wie vor Haloperidol als einzige Substanz in dieser Indikation zugelassen. Von den amerikanischen Behörden wurde neben Haloperidol auch für Pimozid sowie 2014 für Aripiprazol eine Zulassung erteilt.
Da Haloperidol heute nicht mehr zur Behandlung von Tics empfohlen werden kann, erfolgt stets eine Off-Label-Verordnung. Diese Praxis steht im Einklang mit gängigen Behandlungsempfehlungen. Daher treten im klinischen Alltag durch die Verordnung einer für diese Indikation nicht zugelassenen Behandlung – auch gegenüber den Krankenkassen oder bei Begutachtungen – keine praktischen Schwierigkeiten auf.
Schlüsselwörter: Tic-Störung, Tourette-Syndrom, Antipsychotika, Cannabis, Botulinumtoxin, Habit-Reversal-Training
Psychopharmakotherapie 2024;31:171–87.

FlaggeEnglish abstract

Pharmacotherapy in the treatment of tic disorders

In the treatment of tics, dopamin receptor antagonists are considered the most effective therapy. In Germany as well as in most other European countries haloperidol is still the only approved substance for this indication. American authorities also granted an approval for pimozide and (in 2014) for aripiprazole.

Since haloperidol can no longer be recommended for the treatment of tics, off-label prescription is usual. This practice is in accordance with current treatment guidelines. Therefore, in clinical daily routine there don’t occur troubles due to the off-label prescription – not either with health insurances or with expert opinions.

Key words: Tics, Tourette syndrome, antipsychotics, cannabis, botulinum toxin, habit-reversal training

Seite 197 - 200
ÜbersichtKirsten Müller-Vahl, Hannover

Pharmakotherapie von Tic-Störungen*

Literaturverzeichnis

Seite 188 - 189
Referiert & kommentiertTabea Krause, Stuttgart

Myasthenia gravis

Nipocalimab verbessert Symptomatik

Mit Nipocalimab steht womöglich bald ein neuer Antikörper zur Behandlung der generalisierten Myasthenia gravis zur Verfügung. In einem Pipeline-Presseworkshop veröffentlichte das Pharmaunternehmen Johnson & Johnson die Studienergebnisse der Phase-III-Studie VIVACITY-MG3. In der Studie verbesserte Nipocalimab kombiniert mit einer Standardtherapie die Symptome der Patienten signifikant.

Seite 189 - 191
Referiert & kommentiertNils Schuft, Berlin

Morbus Parkinson

Subkutane Levodopa-Carbidopa-Infusion zur Linderung motorischer Fluktuationen

Im Management von Fluktuationen im fortgeschrittenen Stadium der Parkinson-Krankheit wurde in der Phase-III-Studie BouNDless eine subkutane Levodopa-Carbidopa-Dauerinfusion untersucht. Im Vergleich zur oralen schnellfreisetzenden Therapie konnte ein Wirksamkeitsnachweis erbracht werden.

Seite 191 - 192
Referiert & kommentiertProf. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen

Antikonvulsiva

Risiko für die Nachkommen durch Einnahme von Valproinsäure während der Spermatogenese?

Mit einem Kommentar des Autors
Die Ergebnisse einer großen dänischen Kohortenstudie zeigen, dass die Exposition gegenüber Valproinsäure während der Spermatogenese für die Nachkommen nicht mit einem erhöhten Risiko für angeborene Fehlbildungen oder neuropsychiatrischen Entwicklungsstörungen, einschließlich Autismus-Spektrum-Störungen, verbunden war.

Seite 193 - 194
Referiert & kommentiertProf. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen

Migräne

Wirksamkeit der CGRP-Antikörpertherapie bei Migräne und Medikamentenübergebrauch

Mit einem Kommentar des Autors
Eine retrospektive Real-World-Studie aus Deutschland bestätigt die Wirksamkeit der Antikörper gegen CGRP (Calcitonin gene-related peptide) oder den CGRP-Rezeptor bei Migränepatienten mit zusätzlichem Übergebrauch von Akutmedikation (MO) oder mit chronischem Kopfschmerz bei Übergebrauch von Akutmedikation (MOH). Die niedrigen Rezidivraten nach einer ersten erfolgreichen Therapie sprechen für einen frühen Beginn der CGRP-Antikörper-Behandlung bei Patienten mit MO oder MOH.

Seite 194 - 195
Referiert & kommentiertProf. Hans-Christoph Diener, Essen

Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)

ORARIALS-01: Arimoclomol bei Patienten mit ALS nicht wirksamer als Placebo

Mit einem Kommentar des Autors
In einer Placebo-kontrollierten Studie an Patienten mit früher Manifestation einer ALS hatte der Hitzeschockprotein-70-Inducer Arimoclomol keinen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung.