Aktuelle Übersicht zur Immuntherapie der multiplen Sklerose
Neue Aspekte der Therapie der multiplen Sklerose nach der Zulassung mehrerer oraler und parenteraler Immuntherapien
In den letzten Jahren wurde durch große Forschungsanstrengungen eine neue Ära in der Behandlung vieler autoimmuner Erkrankungen einschließlich der multiplen Sklerose (MS) eingeleitet. Hochwirksame Therapieansätze mit spezifischen monoklonalen Antikörpern und oralen Substanzen verleihen zwar neue Hoffnung für 2,5 Millionen MS-Patienten weltweit, sollten aber nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung und unter engmaschigem Risikomanagement verwendet werden. Durch antiinflammatorische und neuroprotektive Eigenschaften der neuen Therapien können klinische sowie kernspintomographische Stabilisierung, Besserung der Behinderung und somit der Lebensqualität erzielt werden. Wir besprechen hier die modernen Therapieoptionen.
Schlüsselwörter: Multiple Sklerose, Therapie, Demyelinisierung, Neurodegeneration
Psychopharmakotherapie 2014;21:181–90.
English abstract
Review of current immunomodulatory treatment in multiple sclerosis. Summary and highlights of the new aspects in the treatment of multiple sclerosis after the approval of new oral and parenteral immunmodulators
During the past few years, research progress has initiated a new epoche in the treatment of many autoimmune diseases and among them of multiple sclerosis. Effective therapeutic approaches with specific monoclonal antibodies and oral substances raise the hope of around 2.5 million MS patients worldwide, but at the same time careful consideration of risks and benefits is crucial. Through antiinflammatory and neuroprotective effects of the new immunomodulators, clinical and radiological freedom of relapses, improvement of disability and of quality of life can be achieved.
Key words: Multiple sclerosis, treatment, demyelination, neurodegeneration
Alemtuzumab: Neue Option in der Therapie der schubförmigen multiplen Sklerose
Alemtuzumab, ein monoklonaler Antikörper gegen CD52, ist vor einem knappen Jahr von der Europäischen Kommission zur Behandlung der schubförmigen multiplen Sklerose zugelassen worden. In den Phase-III-Studien war die Substanz hochwirksam, zeigte aber auch ein komplexes Nebenwirkungsprofil, das ein langfristiges und umfangreiches Monitoring erfordert. Anders als erwartet erfolgte die Zulassung auch mit der Möglichkeit einer First-Line-Therapie, sodass Alemtuzumab auch zu Beginn der Erkrankung eingesetzt werden könnte. Der zukünftige Stellenwert der Substanz in der MS-Therapie wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
Schlüsselwörter: Alemtuzumab, CD52, monoklonaler Antikörper, schubförmige multiple Sklerose, sekundäre Autoimmunerkrankungen
Psychopharmakotherapie 2014;21:191–7.
English abstract
Alemtuzumab: A new option in the therapy of relapsing-remitting multiple sclerosis
Alemtuzumab, a monoclonal antibody against CD52 has recently been approved by the EMA for the treatment of relapsing remitting multiple sclerosis. In both phase III trials the substance proved to be highly efficacious but also showed a complex adverse event profile requiring both a longterm and specific monitoring. Interestingly, the approval encompassed the option of first-line-treatment paving the way to use the drug in early stages of the disease. The future place of the drug for the treatment of MS is still to be determined within the next months.
Key words: Alemtuzumab, CD52, monoclonal antibody, relapsing-remitting Multiple Sclerosis, autoimmune adverse events
Aktuelle Entwicklungen in der medikamentösen Parkinson-Therapie
Parkinson-Patienten und -Therapeuten warten mit großer Spannung auf neue Medikamente, die möglichst bisher nicht erfüllte Anforderungen an die Therapie des idiopathischen Parkinson-Syndroms möglich machen sollen. Zu diesen sogenannten „unmet needs“ gehören insbesondere die Dyskinesien, aber auch die Psychose, die Demenz und Störungen des autonomen Nervensystems bei Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom. Es ist unstrittig, dass die bisher verfügbare Therapie zu einer ganz hervorragenden Verbesserung der motorischen Störungen des idiopathischen Parkinson-Syndroms beiträgt und erfolgreich die Patienten über viele Jahre beweglich hält. In fortgeschrittenen Phasen kommt es dann zu sogenannten motorischen Komplikationen, worunter zuerst und prozentual am häufigsten das Wearing-off und danach die Off-Symptomatik gehören. Sobald diese Symptome überhand nehmen, sind wir gezwungen, dem Patienten invasive Therapieformen, wie beispielsweise die Apomorphin-Pumpe, die Duodopa-Pumpe oder die tiefe Hirnstimulation anzubieten. Allerdings wünschen nicht alle Patienten in der ersten Phase der motorischen Komplikationen eine Pumpentherapie oder einen operativen Eingriff, sodass gerade hier die Entwicklung neuer Medikamente dringlich erscheint. In dieser kurzen Übersicht über mögliche Neuerungen der Parkinson-Therapie soll zunächst auf diese Phase eingegangen werden.
Schlüsselwörter: Parkinson, COMT-Hemmer, MAO-B-Hemmer, Parkinson-Psychose
Psychopharmakotherapie 2014;21:198–201.
English abstract
Current development in medical treatment of Parkinson’s disease
During the last years we got only long-acting dopamine agonists as new drugs for the treatment of Parkinson’s disease (PD). In this article I will introduce some products which hopefully will reach licensing. Most of them will improve conditions in the early phases of the advanced patients since they will address motor abilities and dyskinesia. In addition, we may soon have a new anti-psychotic drug for PD patients.
Key words: Parkinson syndrome, COMT inhibitors, MAO-B inhibitor, Parkinson psychosis
Epilepsiechirurgie
Konzepte invasiver und minimal-invasiver Verfahren
Nach sorgfältiger Auswahl unter epileptologischen Gesichtspunkten haben invasive Verfahren bei pharmakoresistenten Epilepsien (definiert als das Ausbleiben von Anfallsfreiheit nach mindestens zwei adäquat ausgewählten und dosierten Antiepileptika) einen besseren Therapieerfolg als eine weitere medikamentöse Behandlung. Unter den minimal-invasiven Verfahren – Ablation und Neuromodulation – hat bei bestimmten Indikationen die Ablation auch einen potenziell kurativen Ansatz. Die neuromodulativen Verfahren hingegen streben eine Verhinderung der Anfallsausbreitung an, wobei je nach Verfahren auf einen unterschiedlichen Erfahrungshintergrund bzw. eine unterschiedliche Evidenzklasse zurückgegriffen werden kann. Im Folgenden werden die konzeptionellen Vor- und Nachteile der invasiven und minimal-invasiven Verfahren erläutert und ein Einblick in die aktuelle Literatur gegeben.
Schlüsselwörter: Epilepsiechirurgie, resektiv, palliativ, pharmakoresistent, fokal
Psychopharmakotherapie 2014;21:202–10.
English abstract
Epilepsy surgery. Concepts of invasive and minimally invasive procedures
Provided careful patient selection, patients with medically intractable epilepsies (defined as at least two trials of adequately dosed and selected antiepileptic drugs) have a better outcome after invasive surgical methods compared to medical treatment. Among the minimally-invasive methods – i. e. ablation or neuromodulation – ablation also has a potential for cure in selected etiologies. Neuromodulative procedures hinder the propagation of seizures and for each method a different level of experience and evidence class is available. In the following the current publications the advantages and disadvantages and of the different surgical approaches are summarized.
Key words: Epilepsy surgery, resective, palliative, pharmacoresistant, focal
Das Problem der Heterogenität zwischen in den USA und nicht in den USA durchgeführten …
In der globalisierten Welt haben sich zunehmend auch die für die Zulassung in den verschiedenen Ländern notwendigen Psychopharmaka-Prüfungen globalisiert. Es ist ein schon seit Langem bekanntes Phänomen, dass trotz grundsätzlichem Konsens über die meisten methodischen Aspekte von Psychopharmaka-Studien eine regionale Heterogenität von Studien zu beobachten ist. Dies wird am Beispiel von Antidepressiva-Prüfungen im Vergleich von „USA-“ und „non-USA“-Studien analysiert. Mögliche Hintergründe der gefundenen Unterschiede unter anderem aus dem Bereich der Studiendurchführung und Patientenrekrutierung wie auch aus dem Bereich neurobiologischer Parameter werden dargestellt. Die Berücksichtigung aller diskutierten Faktoren in einer Checkliste wird vorgeschlagen. Insgesamt bedarf das Thema regionaler Heterogenität von Studien größerer Beachtung im Rahmen von Zulassungsprozessen, Transparenzkommissionen und Therapie-Leitlinien.
Schlüsselwörter: Antidepressiva, Psychopharmaka-Prüfungen, regionale Heterogenität
Psychopharmakotherapie 2014;21:211–8.
English abstract
The problem of heterogeneity between antidepressant studies performed in the USA and outside the USA
In the globalised world, the psychopharmaceutical studies required for approval in different countries have also become increasingly globalised. We have been aware for a long time about the phenomenon of regional heterogeneity that one can observe a regional heterogeneity among studies, despite fundamental agreement about most of the methodological aspects of psychopharmaceutical studies. This situation is analysed with the example of antidepressant studies by comparing studies performed in the USA and outside the USA. Possible reasons are presented for the differences found in the areas of study conduct and patient recruitment as well as the area of neurobiological parameters. A suggestion is made to consider all the discussed factors in a checklist. Overall the topic of regional heterogeneity of studies needs to be considered more carefully in the context of approval processes, transparency commissions and treatment guidelines.
Key words: Antidepressants, psychopharmaceutical studies, regional heterogenity
Analyse von CYP450-Wechselwirkungen: kleiner Aufwand, große Wirkung
Das Interaktionspotenzial der Antitussiva
Für die Bewertung des pharmakokinetischen Interaktionspotentials der Opioid-Antitussiva ist die Affinität zu den Cytochrom-P450(CYP)-Isoenzymen 2D6 (Codein, Dextromethorphan und Dihydrocodein) sowie 2C9 (Noscapin) von maßgeblicher Bedeutung. In der Interaktionstabelle (Tab. 1) wird das Verhalten der vier Substanzen zu den beiden Cytochrom-P450-Isoenzymen dargestellt.
Psychopharmakotherapie 2014;21:169–71
Multiple Sklerose
Neurodegenerative Prozesse im Fokus
Bei der Erforschung der schubförmig-remittierenden multiplen Sklerose sind die neurodegenerativen Prozesse derzeit von besonderem Interesse. Dies erläuterten Experten im Rahmen eines von Teva Specialty Medicines organisierten Pressegesprächs im März dieses Jahres in Berlin.
Sekundär progrediente multiple Sklerose
Hoch dosiertes Simvastatin verlangsamt die Hirnatrophie
Bei Patienten mit einer sekundär progredienten multiplen Sklerose verlangsamte die zweijährige Einnahme von hoch dosiertem Simvastatin (80 mg/Tag) im Vergleich zu Plazebo die jährliche Rate der Gehirnatrophie um 43%. Diese Ergebnisse einer Phase-II-Studie können es rechtfertigen, eine Phase-III-Studie zu planen, um an einer großen Patientenzahl den Einfluss von Simvastatin auf die körperliche Behinderung zu untersuchen.
Fokale Epilepsien
Rationale Kombinationstherapie bei Therapieresistenz
Durch eine Add-on-Therapie mit Antiepileptika der zweiten Generation, die kaum Interaktionen hervorrufen, haben Patienten mit fokaler Epilepsie, die unter einer Monotherapie keine ausreichende Anfallskontrolle erreicht haben, eine hohe Chance anfallsfrei zu werden. Wichtige Voraussetzungen für eine rationale Kombinationstherapie sind die Kenntnis der Wirkungsmechanismen und des Interaktionsprofils der Kombinationspartner. Die Wirksamkeit von Lacosamid als Add-on-Therapeutikum mit verschiedenen Basistherapien wurde auf einem Presse-Round-Table der Firma UCB im Rahmen der 52. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie e.V. am 15. Mai in Bonn präsentiert.
Fortgeschrittener Morbus Parkinson
Intrajejunale Levodopa-Gabe bessert Wirkungsfluktuationen
Sind im fortgeschrittenen Stadium der idiopathischen Parkinson-Erkrankung alle klassischen Behandlungsoptionen ausgereizt, kann eine kontinuierliche, pumpengetriebene intrajejunale Levodopa-Gabe (Duodopa®) sinnvoll sein. In zwei großen Studien gingen die Off-Zeiten im Vergleich zum Studienbeginn um rund vier Stunden zurück, die On-Zeiten ohne Dyskinesien nahmen um rund vier Stunden zu, die Lebensqualität stieg. Die Studienergebnisse wurden im Rahmen einer Pressekonferenz der Firma AbbVie Deutschland vorgestellt.
Postherpetische Neuralgie
Angiotensin-II-Typ-2-Rezeptorantagonist EMA401 als Analgetikum
Der Angiotensin-II-Typ-2-Rezeptorantagonist EMA401 lindert Schmerzen bei Patienten mit postherpetischer Neuralgie besser als Plazebo. Dies ergab eine multizentrische, randomisierte Phase-II-Studie. Erstmals konnte damit die klinische Wirkung eines Angiotensin-II-Typ-2-Rezeptorantagonisten nachgewiesen werden.