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EditorialProf. Dr. med. Dipl.-Psych. Gerd Laux, Soyen/Waldkraiburg/München, und Prof. Dr. med. Andreas Reif, Frankfurt a. M.

Stabübergabe – Neue Ära der PPT

Seite 79 - 86
ÜbersichtElias Wagner und Alkomiet Hasan, Augsburg

Seltene, aber relevante Komplikationen einer antipsychotischen Therapie mit einem Fokus auf Clozapin

Im Shared-Decision-Making spielt das Nebenwirkungsprofil der einzelnen antipsychotisch wirksamen Präparate gemäß der S3-Leitlinie Schizophrenie eine zentrale Rolle. Eine transparente Kommunikation wirkt sich auch hier positiv auf die erlebte Behandlungsqualität aus. 
In der Literatur gibt es eindeutige Belege, dass eine Langzeitbehandlung mit Clozapin eine stärker mortalitätsreduzierende Wirkung hat als eine Langzeitbehandlung mit anderen Antipsychotika. Dennoch gibt es seltene und potenziell lebensbedrohliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen, die immer noch unterschätzt werden. Bei einigen (z. B. Myokarditis oder Pneumonie) muss von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Unabhängig von der tatsächlichen Häufigkeit sollten potenziell lebensbedrohliche seltene unerwünschte Arzneimittelwirkungen im Zusammenhang mit der Behandlung mit Antipsychotika ein integraler Bestandteil des Shared-Decision-Makings sein, auch um Patienten und Ärzte gleichermaßen zu sensibilisieren.

Schlüsselwörter: Clozapin, unerwünschte Arzneimittelreaktion, Shared-Decision-Making

Psychopharmakotherapie 2024;31:79–86.

FlaggeEnglish abstract

Rare, but relevant adverse drug reactions related to treatment with antipsychotics, with a special focus on clozapine

The side effect profiles of individual antipsychotic agents play a central role in the shared decision making process. Transparent communication also has a positive effect on the quality of treatment experienced here.

There is clear evidence in the literature that long-term treatment with clozapine has a greater mortality-reducing effect than long-term treatment with other antipsychotics. Nevertheless, there are rare and potentially life-threatening adverse drug reactions that are still underestimated. For some (e.g. myocarditis or pneumonia), a high number of unreported cases must be assumed. Regardless of the actual frequency, potentially life-threatening rare adverse drug reactions associated with antipsychotic treatment should be an integral part in the shared decision making process, also to sensitize patients and physicians alike.

Key words: Clozapine, adverse drug reaction, shared decision making

Seite 87 - 95
ÜbersichtBernhard T. Baune, Münster

Aripiprazol-Depot mit zweimonatiger Wirkdauer als neue Therapieoption für Patienten mit …

Depotformulierungen von Antipsychotika können gegenüber oralen Formulierungen zahlreiche Vorteile aufweisen, wie eine verringerte Mortalität, weniger Rehospitalisierungen, verbesserte Persistenz und geringere Kosten für das Gesundheitssystem. Depots mit besonders langer Wirksamkeit können noch zusätzliche Vorteile mit sich bringen: einen verlängerten Zeitraum der klinischen Stabilität, nochmals verlängerte Persistenz sowie mehr Gesprächszeit für Themen abseits der Medikation.
Als neue Behandlungsoption mit besonders langer Wirksamkeit steht nun Aripiprazol als alle zwei Monate intramuskulär zu verabreichendes Depot (Aripiprazol-Depot 960 mg) zur Verfügung. In einer randomisierten kontrollierten Studie wurde nachgewiesen, dass unter Aripiprazol-Depot 960 mg vergleichbare Plasmaspiegel an Aripiprazol aufrecht erhalten werden wie unter dem bereits bekannten einmonatlichen Aripiprazol-Depot 400 mg. Die mittlere Plasmakonzentration blieb dabei stets über der Wirksamkeitsschwelle von 95 ng/ml. Somit sind verfügbare Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Aripiprazol-Depot 400 mg auf die neue zweimonatliche Formulierung übertragbar.
Depots mit besonders langer Wirksamkeit können den Wünschen von Patienten entgegenkommen, die sich möglichst seltene Injektionen wünschen und durch die geringe Frequenz der Verabreichung ein Gefühl bekommen, sich auf dem Weg der Besserung zu befinden. 
Zur Einstellung auf Aripiprazol-Depot 960 mg sind mehrere Optionen vorhanden, die Patienten und Behandelnden Flexibilität bieten.

Schlüsselwörter: Schizophrenie, Depot-Therapie, Aripiprazol, Aripiprazol-Depot 960 mg, Bridging-Studie

Psychopharmakotherapie 2024;31:87–95.

FlaggeEnglish abstract

Aripiprazole LAI every two months as a new treatment option for patients with schizophrenia

Long-acting injectable (LAI) formulations of antipsychotics may show several advantages over oral formulations, such as reduced mortality, fewer rehospitalizations, improved persistence and lower costs for the healthcare system. LAIs with particularly longer lasting efficacy may exert additional advantages: a longer period of clinical stability, even longer persistence, and more time to address topics other than medication.

Aripiprazole is now available as a new treatment option with particularly long-lasting efficacy as a 960 mg LAI to be administered intramuscularly every 2 months (Aripiprazole LAI 960 mg). In a randomized controlled trial, it was demonstrated that aripiprazole plasma levels were maintained at similar levels with Aripiprazole LAI 960 mg compared to the already known one-monthly Aripiprazole LAI 400 mg. The mean plasma concentration consistently remained above the efficacy threshold of 95 ng/ml. Thus, available data on the efficacy and safety of Aripiprazole LAI 400 mg are transferable to the new 2-monthly formulation.

Depots with particularly long-lasting efficacy may better meet the desire of those patients who prefer injections as infrequently as possible and who get a feeling of being on the road to recovery due to a lower frequency of administration.

There are several options for starting Aripiprazole LAI 960 mg, offering flexibility to patients and practitioners.

Key words: Schizophrenia, LAI treatment, aripiprazole, Aripiprazole LAI 960 mg, bridging study

 

Seite 96 - 101
ÜbersichtHans Christoph Diener, Essen, und Gerrit M. Große, Basel

Tenecteplase zur Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls

Im Januar 2024 ist mit der Zulassungserweiterung für Tenecteplase nach Jahrzehnten die erste Alternative in der medikamentösen Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls eingeführt worden. Tenecteplase (Handelsname: Metalyse®) hat im Vergleich zur lange bekannten Alteplase eine längere Halbwertszeit, was mit logistischen Vorteilen in der Anwendung einhergeht. Die bisherigen Studien zeigen überwiegend eine Nichtunterlegenheit von Tenecteplase im Vergleich zu Alteplase in Bezug auf Effektivität und Sicherheit im Zeitfenster unter 4,5 Stunden nach Symptombeginn. Geringere Evidenz besteht in Situationen mit unklarem oder erweitertem Zeitfenster des Schlaganfalls. Dieser Artikel soll einen Überblick über den aktuellen Kenntnisstand zur Anwendung der Tenecteplase beim ischämischen Schlaganfall sowie über die entsprechenden Leitlinienempfehlungen geben. 

Schlüsselwörter: akuter ischämischer Schlaganfall, Thrombolyse, Alteplase, Tenecteplase, Zeitfenster, Komplikationen

Psychopharmakotherapie 2024;31:96–102.

FlaggeEnglish abstract

Tenecteplase for the acute treatment of ischemic stroke

After the approval extension in January 2024, tenecteplase is the first alternative in the acute drug therapy of ischemic stroke to be introduced in decades. Tenecteplase (trade name: Metalyse®) has a longer half-life compared to the long-known alteplase, which is associated with logistical advantages in its application. The studies to date predominantly show non-inferiority of tenecteplase compared to alteplase in terms of efficacy and safety in the time window of less than 4.5 hours after symptom onset. There is less evidence in situations with an unclear or extended stroke time windows. This review is intended to provide an overview of the current state of knowledge on the use of tenecteplase in ischemic stroke and the corresponding guideline recommendations.

Key word: acute ischemic stroke, thrombolysis, alteplase, tenecteplase, time window, complications

Seite 101 - 102
Seite 103 - 117
Referiert & kommentiertDr. Alexander Kretzschmar, München

Morbus Parkinson

Basis- und Add-on-Therapie optimieren

Das Management der Parkinson-Therapie mit Levodopa stößt bei der Vermeidung oder Reduzierung von Off-Episoden oft an seine Grenzen. Neben einer Optimierung der Levodopa-Basistherapie mit dem Catechol-O-Methyltransferase(COMT)-Hemmer Opicapon erleichtert jetzt die Add-on-Therapie mit einem Apomorphin-Sublingualfilm eine frühe und effektive Intervention bei motorischen Fluktuationen. Die Optionen wurden bei einer Pressekonferenz der Firma Bial diskutiert.

Seite 103 - 117
Referiert & kommentiertProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen
Mit einem Kommentar des Autors

Parkinson-Krankheit

Lixisenatid bei früher Parkinson-Krankheit

In einer randomisierten Phase-II-Studie bei Patienten mit früher Parkinson-Krankheit führte eine Therapie mit Lixisenatid, einem GLP-1-Rezeptor Agonisten, nach zwölf Monaten zu einem geringeren Fortschreiten der motorischen Behinderung als Placebo. Die Therapie war jedoch mit häufigen gastrointestinalen Nebenwirkungen verbunden. Längere und größere Studien sind jetzt erforderlich, um die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Lixisenatid bei Menschen mit einer beginnenden Parkinson-Krankheit zu untersuchen.

Seite 103 - 117
Referiert & kommentiertLeoni Burggraf, Hamburg

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

Erholsamer Schlaf mit schnellfreisetzendem Melatonin

Ein- und Durchschlafstörungen sind bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS ein weit verbreitetes Problem. Das Risiko einer Chronifizierung ist hoch und damit auch die Gefahr gesundheitlicher Beeinträchtigungen. Reichen schlafhygienische Maßnahmen nicht aus, um eine verbesserte Schlafqualität zu erreichen, steht jetzt auch ein schnellfreisetzendes Melatonin in pharmazeutischer Qualität zur Verfügung, das bei einer Pressekonferenz der Firma Medice vorgestellt wurde.

Seite 103 - 117
Referiert & kommentiertProf. Hans-Christoph Diener, Essen
Mit einem Kommentar des Autors 

Antiepileptika

Risiko für Autismus nach pränataler Topiramat-, Valproat- oder Lamotrigin-Exposition

Eine Kohortenstudie in den USA zeigte, dass bei Kindern, die wegen einer Epilepsieerkrankung der Mutter pränatal Topiramat, Valproinsäure oder Lamotrigin ausgesetzt waren, die Inzidenz von Autismus-Spektrum-Störungen höher war als in der Allgemeinbevölkerung. Nach Anpassung für die Indikation und andere Störfaktoren wurde der Zusammenhang für Topiramat und Lamotrigin erheblich abgeschwächt, während ein erhöhtes Risiko für Valproinsäure bestehen blieb.

Seite 103 - 117
Referiert & kommentiertNils Schuft, Berlin
Mit einem Kommentar des Autors

Zervikale Dystonie

DaxibotulinumtoxinA – ein Fortschritt in der Therapie zervikaler Dystonien?

In der Phase-III-Studie ASPEN-1 wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von zwei Dosierungen einer neuen Formulierung von BotulinumtoxinA gegen Placebo untersucht. Die Wirksamkeit von DaxibotulinumtoxinA (DAXI) konnte bestätigt werden und eine Wirkdauer von im Median 20,3 bzw. 24 Wochen wurde beobachtet.

Seite 103 - 117
Referiert & kommentiertProf. Hans-Christoph Diener, Essen
Mit einem Kommentar des Autors

Huntington-Krankheit

Sicherheit und Wirksamkeit von Laquinimod bei Chorea Huntington

In einer randomisierten Placebo-kontrollierten Dosisfindungsstudie über 52 Wochen zeigte Laquinimod keine signifikante Wirkung auf die motorischen Symptome bei Patienten mit Chorea Huntington. In der zerebralen Bildgebung verringerte Laquinimod jedoch im Vergleich zu Placebo signifikant den Volumenverlust im Nucleus caudatus.

Seite 103 - 117
Referiert & kommentiertProf. Hans-Christoph Diener, Essen
Mit einem Kommentar des Autors

Spinale Muskelatrophie

Langfristige Wirksamkeit und Sicherheit von Nusinersen bei Erwachsenen mit 5q-SMA

Eine prospektive Langzeitstudie mit 237 erwachsenen Patienten mit spinaler Muskelatrophie (SMA) zeigte über eine durchschnittliche Beobachtungszeit von 38 Monaten die Wirksamkeit und Sicherheit von Nusinersen bei den meisten Patienten mit SMA.

Seite 103 - 117
Referiert & kommentiertDr. Thomas M. Heim, Freiburg

Multiple Sklerose (MS)

Wirken Cannabinoide auch auf Spastik-begleitende Symptome?

Das Cannabinoid-haltige Medikament Nabiximols scheint als Add-on-Behandlung zu anderen Antispastika bei MS-Kranken nicht nur die Spastik, sondern auch Begleitsymptome wie Schmerzen, Schlafstörungen oder Blasenfunktionsstörungen zu lindern. Dafür sprechen eine Subgruppenanalyse der randomisiert-kontrollierten Studie SAVANT sowie die kürzlich publizierten Ergebnisse der nichtinterventionellen Studie GAIMS, die bei einem von Almirall veranstalteten Pressegespräch diskutiert wurden.

Seite 103 - 117
Referiert & kommentiertAnnika Harsch, Stuttgart

Neurologische Erkrankungen

Patientenindividuelle Therapie von Migräne und multipler Sklerose

Die Therapieoptionen der multiplen Sklerose und Migräne haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Durch neue Wirkstoffklassen wie Anti-CGRP-Antikörper wachsen die Chancen einer personalisierten Therapie. Bei einem virtuellen Pressegespräch im Rahmen des Fortbildungsformats Neurocluster® wurden aktuelle Erkenntnisse zu diesen beiden neurologischen Erkrankungen diskutiert.

Seite 103 - 117
Referiert & kommentiertTabea Krause, Stuttgart

Myasthenia gravis

Zulassung für Zilucoplan und Rozanolixizumab

Zur Behandlung der generalisierten Myasthenia gravis stehen mit Zilucoplan und Rozanolixizumab seit März 2024 zwei neue Wirkstoffe des pharmazeutischen Herstellers UCB zur Verfügung. Anlässlich des nun erfolgten Markteintritts in Deutschland lud das Unternehmen zur Launch-Presseveranstaltung.