Cannabis zur medizinischen Anwendung


Eine aktuelle Übersicht

Otto Dietmaier, Weinsberg/Aulendorf, und Gerd Laux, Soyen/Waldkraiburg/München

Cannabis ist nach Alkohol und Nikotin die mit Abstand am häufigsten konsumierte Substanz (bzw. Substanzgemisch) in Deutschland. Insgesamt ist ein Anstieg des Cannabiskonsums zu beobachten, auch des problematischen Gebrauchs. Laut epidemiologischem Suchtsurvey (ESA) nutzten 2021 in Deutschland 4,5 Mio. Erwachsene (8,8 %) Cannabis. Seit 1. April 2024 gilt in Deutschland das neue Cannabisgesetz. Dieses regelt durch zwei neue Rechtsgrundlagen, das Konsumcannabisgesetz und das Medizinal-Cannabisgesetz, den Umgang mit Cannabis. Durch die Teillegalisierung haben Cannabiskonsum und Cannabiskonsumstörungen eine neue gesellschaftliche Bedeutung erhalten. Bemerkenswert ist, dass auf die sonst für die Zulassung von Arzneimitteln geforderten strengen Anforderungen an Wirksamkeit und Sicherheit für Cannabisblüten bzw. -extrakte verzichtet wurde. Der Einsatz von Cannabis zu medizinischen Zwecken wird auch in Fachkreisen kontrovers diskutiert. Zugelassene Indikationen sind Spastik (bei multipler Sklerose), Inappetenz bei schweren konsumierenden Krankheiten, AIDS, Übelkeit und Erbrechen im Rahmen einer Chemotherapie sowie seltene Epilepsieformen. Moderat belegt ist die Wirksamkeit bei der meistverordneten Indikation chronische neuropathische Schmerzen. Bei psychischen Störungen liegen nur Einzelfallstudien und Fallserien vor. Cannabis-basierte Substanzen zur medizinischen Anwendung gelten in der Regel als gut verträgliche Arzneimittel. Bei Delta-9-Tetrahydrocannabinol-(THC-)haltigen Präparaten treten sehr häufig Schwindelanfälle und Müdigkeit auf, bei Cannabidiol (CBD) werden vor allem verminderter Appetit, Somnolenz, Diarrhö, Erbrechen und Leberwerterhöhung als sehr häufige Nebenwirkungen genannt. Es besteht ein eindeutiger Zusammenhang von Cannabiskonsum und der Entwicklung von drogeninduzierten Psychosen. Insbesondere ein hochdosierter und langjähriger Cannabisgebrauch sowie ein Konsumbeginn im Jugendalter können zu längerfristigen psychischen Störungen führen. Ein aktueller großer Umbrella-Review von Metaanalysen (51 RCTs, 50 Beobachtungsstudien) konstatiert, dass Cannabis in der Adoleszenz und bei jungen Erwachsenen kontraindiziert ist, ebenso bei psychischen Störungen und in der Schwangerschaft. Auch eine Fahrtauglichkeit sei nicht gegeben. Beim Rauchen von Cannabisblüten können Interaktionen mit Clozapin, Olanzapin oder Duloxetin auftreten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Therapie primär psychischer Störungen mit Cannabispräparaten weder evidenzbasiert noch leitliniengerecht. 

Schlüsselwörter: Cannabis, Cannabinoide
Psychopharmakotherapie 2025;32:11–24.

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