Hochintensive antidepressive Therapie mit Tranylcypromin


Eine retrospektive Studie zur klinischen Praxis

Sven Ulrich, Osterweddingen, Alina Dimboiu und Joachim Röschke, Kiedrich im Rheingau

In einer retrospektiven Studie von Krankenakten der psychiatrischen Kliniken Kiedrich im Rheingau und Bad Soden wurde die Therapie mit dem irreversiblen Monoaminoxidase(MAO)-Hemmer Tranylcypromin (TCP) untersucht. Hauptaugenmerk lag dabei auf der Indikation von TCP, psychiatrischen und somatischen Begleiterkrankungen, der Dosis von TCP, der psychopharmakologischen Therapie vor TCP und Komedikation während TCP sowie der somatischen Komedikation. Von 102 Patienten eines Alters von 57,5 (23–84) Jahren (Angabe jeweils als arithmetisches Mittel [Minimum bis Maximum]) erhielten 90 Patienten den MAO-Hemmer auch bei Entlassung aus der Klinik. Als wichtigste Indikationen von TCP wurden eine rezidivierende depressive Störung, schwere Episode ohne oder mit psychotischen Symptomen (ICD-10 F33.2/3) und bipolare Depression (F31.4) gefunden. Die psychopharmakologische Behandlung vor TCP mit im Mittel 2,2 (bis zu 9) Antidepressiva bei insgesamt 22 Wirkstoffen aus acht pharmakologischen Antidepressiva-Gruppen entspricht dem Einsatz von TCP bei therapieresistenter Depression (TDR). Ein Quotient der Anzahl von Antidepressiva-Gruppen und antidepressiver Wirkstoffe der Therapie vor TCP QAD-Gruppe/AD = 0,93 (0,44–1,00) ist Indikator eines Konzepts der Eskalation des Wirkungsmechanismus beim Antidepressiva-Wechsel bei TRD. Eine TCP-Dosis von 49,1 (10–140) mg/Tag und die umfangreiche Komedikation mit Psychopharmaka – am häufigsten Antipsychotika (82,2 %), häufigste Antipsychotika Aripiprazol (n = 36) und Prothipendyl (n = 32) – sowie EKT (20,0 %) charakterisieren insgesamt eine hochintensive Therapie. Aufgrund von Kontraindikationen war die Komedikation mit Antidepressiva erwartungsgemäß geringer, betraf aber immerhin 26,7 % der Patienten, mit Mirtazapin als häufigstem Wirkstoff (n = 15). Ein hoher Anteil von 79,4 % der Patienten erhielt außerdem eine umfangreiche somatische Komedikation von durchschnittlich 2,9 (1–9) Wirkstoffen aus nahezu allen Facharztbereichen, am häufigsten Blutdruckmittel (n = 47), Schilddrüsenmittel (n = 49), Magenmittel (n = 18) und Antithrombotika (n = 14). Zukünftige Studien sollten den Umfang und die Umstände auch einer nicht intensiven Therapie mit TCP untersuchen.
Schlüsselwörter: Tranylcypromin, Depression, Antidepressiva, Antipsychotika, Komedikation, Wechselwirkungen
Psychopharmakotherapie 2024;31:206–18.

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