Web-basierte Nachsorge, MPH bei ADHS Erwachsener, Weiterbildungs-Curriculum: Hypnotika – und mehr


Jürgen Fritze, Pulheim

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Seit rund drei Dekaden ringt die Politik immer wieder darum, die bei chronischen Krankheiten gebotene Verstetigung der Betreuung über die Sektorgrenzen hinweg zu befördern. Psychische Krankheiten sind überwiegend chronische Krankheiten, wobei Depressionen die höchsten Prävalenzen aufweisen. Zur Entwicklung der integrierten Versorgung (§§ 140a ff. SGB V) gibt es seit Auslaufen der Anschubfinanzierung (2008) nur die Ergebnisse einer Befragung durch den Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR 2012), wonach im Jahre 2011 etwa 1,9 Mio. Versicherte (ohne Hausarztverträge nach § 73b SGB V) daran teilnahmen. Laut SVR (2012) hatte „nur eine Minderheit der Verträge […] eine langfristig angelegte, koordinierte Behandlung chronischer Krankheiten zum Gegenstand“. Wie viele Versicherte wegen psychischer Krankheiten teilnahmen oder gar teilnehmen, ist unbekannt. Knapp 43 % der Verträge sahen laut SVR (2012) einen abgestimmten Einsatz von Telemedizin vor.

Florange und Barthel präsentieren die Ergebnisse einer explorativen monozentrischen Kohortenstudie, in der eine Nachsorge mit dem Online-Therapieprogramm deprexis® zu weiteren Verbesserungen führte. Die Finanzierung erfolgte selektivvertraglich; das stimmt hoffnungsvoll.

Für Erwachsene in der Indikation Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind einzelne Methylphenidat-haltige Fertigarzneimittel erst seit April 2011 zugelassen. Zuvor waren die Patienten über eine Dekade mit erheblichen Versorgungsproblemen infolge des grundsätzlichen Ausschlusses von Off-Label-Use zulasten der GKV konfrontiert. Rösler, Fischer, Ose und Retz präsentieren die Ergebnisse einer multizentrischen Kohortenstudie unter Alltagsbedingungen, wonach sich unter Methylphenidat in der Fremd- wie auch Selbstbeurteilung signifikante Besserungen ergaben.

Teil 7 der Serie zum Weiterbildungs-Curriculum Psychopharmakologie/Pharmakotherapie widmen Laux und Müller den Hypnotika und anderen hypnotisch wirkenden Substanzen.

Petri setzt seine bewährte Serie zu CYP450-Wechselwirkungen mit Fokus auf atypische Antipsychotika fort.

Vetter referiert, dass unter Teriflunomid nicht nur die Schubrate der multiplen Sklerose (MS) abnimmt, sondern – mindestens so bedeutsam – auch die Progression der Behinderung. Diener referiert die erste jemals durchgeführte randomisierte Studie zur Behandlung der schubförmigen MS bei Kindern und Jugendlichen, in der Fingolimod dem Interferon beta-1a überlegen war. Schäfer gibt einen Überblick über die Studien zu Ocrelizumab, das erstmals eine zugelassene Option bei primär progredienter MS bietet. Laut Kretzschmar könnte der Bruton-Tyrosinkinasen-Inhibitor Evobrutinib künftig eine neue Option bei MS darstellen. Diener kommentiert kritisch den Befund, dass der Phosphodiesterasehemmer Ibudilast bei progredienter MS die Progression der Hirnatrophie bremst. Langer berichtet über eine randomisierte, kontrollierte Studie, in der sich inhalierbares Levodopa günstig auf Fluktuationen bei Parkinson-Krankheit auswirkte. Laut Diener könnte Metformin eine Therapieoption myotoner Dystrophie Typ I werden. Kreutzkamp referiert den wichtigen Befund, dass weder Haloperidol noch Ziprasidon im Vergleich zu Placebo bei Intensivpatienten das Delir beeinflussten.

Psychopharmakotherapie 2019; 26(02):67-67