Rückblick auf ein Vierteljahrhundert PPT


Prof. Dr. Hans-Jürgen Möller, München

Mit dem Beginn des 26. Jahrgangs der PPT schauen Herausgeber und Verlag mit großer Freude auf den erfolgreichen Abschluss des 25. Jahrgangs der Psychopharmakotherapie und die nun schon lange Tradition dieser Zeitschrift zurück. Sie ist die einzige wissenschaftlich fundierte, auf Fortbildung/Weiterbildung fokussierende deutschsprachige Psychopharmakotherapie-Zeitschrift in Deutschland.

Ein Vierteljahrhundert der Psychopharmakotherapie gibt Anlass, allen Lesern für ihr oft langjähriges Interesse und zum Teil sogar jahrzehntelange Treue zu danken. Die LA-Med-Analysen spiegeln seit langem und auch aktuell das hohe Interesse an der Zeitschrift wider, die regelmäßig Spitzenplätze in den Fachzeitschriften des neuropsychiatrischen Fachgebiets belegt.

Der Wissenschaftliche Beirat hat, in sich immer wieder verjüngenden Besetzungen, intensiv dazu beigetragen, für Aktualität und Breite der Themen zu sorgen und im Rahmen der Review-Verfahren die von den Lesern zu Recht erwartete wissenschaftliche Qualität und Neutralität zu garantieren. Allen Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats sei herzlich gedankt!

Ein Vierteljahrhundert PPT, ein Name, der sich unter anderem in dieser Abkürzung über die Jahre und Jahrzehnte voll eingebürgert hat, gibt Anlass, nochmal stolz zurückzublicken. Als ich, zusammen mit Gerd Laux und Walter Müller, 1994 die Zeitschrift gründete und die Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft sich erfreulicherweise bereit erklärte, als Verlag für dieses Projekt tätig zu werden, ahnten wir nicht, dass die Zeitschrift ein solcher Erfolg sein wird und eine solche Resonanz haben wird.

Wir waren aber überzeugt, dass angesichts der Dynamik der Entwicklung neuer Psychopharmaka und des sich explosiv entwickelnden allgemeinen psychopharmakologischen Wissens eine wissenschaftliche Zeitschrift, die sich insbesondere an die in Klinik oder Praxis tätigen Ärzte wendet und den edukativen Aspekt im Fokus hat, eine dringende Notwendigkeit ist, um den praktisch tätigen Ärzten eine profunde Orientierung zu geben. Von vornherein dachten wir dabei an Ärzte aller Fachrichtungen, in denen Psychopharmaka verordnet werden, nicht nur an Psychiater und Neurologen.

Aus dem Editorial zur ersten PPT-Ausgabe (1994):

Warum eine neue Zeitschrift?

Jährlich werden in der Bundesrepublik Deutschland Psychopharmaka (Tranquilizer, Hypnotika/Sedativa, Antidepressiva, Neuroleptika, Nootropika) im Wert von etwa 1,5 Milliarden DM verordnet. Nach Indikationsgruppen gehören Psychopharmaka zu den fünf meistverordneten Arzneimittelgruppen. Obwohl den Psychopharmaka also eine immense Bedeutung in der medikamentösen Therapie zukommt, existiert keine deutschsprachige Zeitschrift (mehr), die sich dieser Thematik widmet. Dies ist umso bedauerliche, als Psychopharmaka wie keine andere Arzneimittelgruppe auf der einen Seite zu einem großen Teil von Nicht-Fachärzten verordnet werden, auf der anderen Seite aber einer enormen und oft sachunkundigen Kritik ausgesetzt sind, die immer wieder zu Verunsicherungen der verordnenden Ärzte und der Patienten führt. Wir haben uns deshalb entschlossen, eine Fachzeitschrift herauszugeben, die sich an alle wendet, die Psychopharmaka verordnen. […]

Unser Ziel ist es, ein gut zugängliches, informatives, dabei gut lesbares Forum für eine rationale, wissenschaftlich fundierte Psychopharmakotherapie zu schaffen. […]

Aus dem Übersichtsbeitrag von Gerd Laux zur Entwicklung der Psychopharmaka in den letzten 25 Jahren (Seite 3 ff.) wird deutlich, wie viele neue Medikamente eingeführt wurden: zusammengefasst die sogenannte „neue“ oder „zweite“ oder sogar „dritte“ Generation der Antidepressiva, der Antipsychotika und andere. Die PPT hat in differenzierten Beiträgen alle diese Neuentwicklungen vorgestellt. Dabei ist sie auf die in Deutschland jeweils besonders intensiv geführte Argumentation zum Innovationsgrad und zum Nutzen-Risiko-Verhältnis eingegangen. Aber nicht nur den neuen Medikamenten hat sich die PPT gewidmet, sondern auch allen anderen mit der Psychopharmakotherapie zusammenhängenden Fragen und Aspekten, unter anderem pharmakologischem Grundlagenwissen, Drug-Monitoring, Therapie-Empfehlungen, allgemeinen Leitlinien sowie Verhältnis von Psychopharmakotherapie und Psychotherapie. Neben den Original- und Übersichtsarbeiten tragen insbesondere auch die anderen Beitragsformate wie Kongressberichte zur Attraktivität der Wissensvermittlung in der PPT bei. Diese Grundkonzeption wird weiter bestehen bleiben.

Ein wichtiger und zukunftsweisender Schritt war im Jahr 2005 die Ausweitung der Thematik auf die Arzneimitteltherapie neurologischer Erkrankungen, verbunden mit einer Erhöhung der Erscheinungsfrequenz von vier auf sechs Ausgaben pro Jahr. Gerade aus heutiger Sicht ist diese Ausweitung des Themenspektrums von besonderer Relevanz, da derzeit die Dynamik der Entwicklung neuer Medikamente für neurologische Erkrankungen größer ist als die für psychiatrische Erkrankungen. Mit dem Einbezug der Neurologie erwies sich auch eine Erweiterung des Herausgeber-Gremiums als notwendig. Heinz Reichmann erklärte sich dankenswerterweise bereit, als Repräsentant der Neurologie mitzuwirken, und hat die PPT seitdem unter vielen Aspekten bereichert.

Ab 2009 wurde das Herausgeberkollegium durch die besonderen Spezialkompetenzen von Jürgen Fritze erweitert.

Die PPT ist deutschsprachiges Organ der AGNP (Arbeitsgemeinschaft für Neuropsychopharmakologie und Pharmakopsychiatrie) sowie Organ der AMSP (Institut für Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie) und der GESENT (Deutsche Gesellschaft für experimentelle und klinische Neuro-Psycho-Pharmakotherapie).

Gerd Laux übernahm 2004 von Hans-Jürgen Möller die Funktion des federführenden Herausgebers und hat seitdem die Zeitschrift durch sein besonderes Engagement und Geschick durch die Schwierigkeiten der vergangenen Jahre geführt. Die im letzten Jahrzehnt zunehmende erkennbare Umorientierung der DGPPN im Sinne einer eher psychosozialen und insbesondere psychotherapeutischen Fokussierung der Psychiatrie hat insbesondere bei der jüngeren Generation von Ärzten zu Verunsicherungen über den wahren Stellenwert der Psychopharmakotherapie geführt, die zunehmend weniger beim DGPPN-Kongress als wichtiger Teil des Fachgebiets in Erscheinung tritt. Diese Entwicklung ließ Schlimmes für die PPT befürchten. Die trotzdem weiterhin gute Resonanz der Zeitschrift, die sich unter anderem in den LA-Med-Analysen ablesen lässt, zeigt aber, dass die Nachfrage nach für die Praxis aufbereitetem psychopharmakologischem Wissen nach wie vor groß ist.

Gerade dies sollte die Herausgeber und den Verlag der PPT beflügeln, ihre erfolgreiche Arbeit fortzusetzen. Auf die nächsten 25 Jahre!! Auf ein weiteres Vierteljahrhundert!!

Psychopharmakotherapie 2019; 26(01):1-2