Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen
Die Myasthenia gravis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper entweder gegen den postsynaptischen Acetylcholinrezeptor der motorischen Endplatte oder gegen die muskelspezifische Tyrosinkinase nachweisbar sind. Klinisch kommt es zu belastungsabhängigen Paresen sowohl der Extremitäten als auch der orofazialen Muskulatur.
Die symptomatische Behandlung erfolgt mit Cholinesterasehemmern, die Langzeittherapie mit Glucocorticoiden, Immunsuppressiva, Immunglobulinen oder Plasmapherese. Kleinere positive Studien gibt es zum Einsatz von Rituximab oder Eculizumab.
Belimumab ist ein humaner, monoklonaler Antikörper gegen den B-Lymphozyten-Stimulator (BLyS). Er ist für die Therapie des Autoantikörper-positiven systemischen Lupus erythematodes zugelassen.
Für die vorliegende, von GlaxoSmithKline finanzierte Studie wurden 40 Patienten mit Myasthenia gravis aufgenommen, die trotz Standardtherapie noch Symptome zeigten. Es handelt sich um eine randomisierte, Placebo-kontrollierte, doppelblinde, multizentrische Phase-II-Studie (NCT01480596). Die Patienten erhielten entweder Belimumab 10 mg/kg Körpergewicht (KG) intravenös (n = 18) oder Placebo (n = 20). Die Injektionen erfolgten zu Beginn der Studie sowie nach 2, 4, 8, 12, 16 und 20 Wochen. Während der Studie erhielten die Patienten weiterhin ihre Standardtherapie. Nach der 24-wöchigen doppelblinden Phase wurden die Patienten weitere 12 Wochen nachverfolgt.
Der primäre Endpunkt der Studie war die Reduktion der Symptome, gemessen an den Veränderungen in der Quantitative Myasthenia Gravis (QMG) Scale in der Woche 24.
Die Patienten waren überwiegend weiblich (62 %), das mittlere Alter lag bei 56 Jahren. Die Myasthenie bestand im Mittel seit neun Jahren. Zu Beginn der Studie betrug der mediane QMG-Score 12. Die Verbesserung des QMG-Scores betrug 2,37 Punkte in der Placebo-Gruppe und 4,21 in der Belimumab-Gruppe. Dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant (p = 0,256). Auch die sekundären Endpunkte der Studie, inklusive Lebensqualität-Messungen, ergaben keine Unterschiede.
- Kommentar
Die Ergrebnisse dieser kleinen, randomisierten Studie zeigen, dass Belimumab als Zusatztherapie bei Patienten, die eine symptomatische Therapie mit Cholinesterasehemmern und eine immunsuppressive Therapie mit Glucocorticoiden erhalten, nicht besser wirksam als ein Placebo ist. Obwohl erhöhte B-Lymphozyten-Stimulator-Serumspiegel bei Patienten mit Myasthenia gravis beobachtet wurden, ist dieser monoklonale Antikörper im Gegensatz zu Rituximab offenbar nicht wirksam.
Quelle
Hewett K, et al. Randomized study of adjunctive belimumab in participants with generalized myasthenia gravis. Neurology 2018;90:e1425–34.
Psychopharmakotherapie 2018; 25(05):263-276