Dr. Carsten Steinmann, Wasserburg am Inn
Paliperidon als Depotpräparat (Xeplion®) ist in Deutschland seit Mai 2011 zur Erhaltungstherapie der Schizophrenie bei erwachsenen Patienten zugelassen und wird seitdem im kbo-Inn-Salzach-Klinikum ambulant und stationär eingesetzt.
Um die Erwartungen an das Präparat (gute Wirksamkeit und Verträglichkeit bei einfacher Lagerung und Verabreichung) zu überprüfen, wurde eine hauseigene Anwendungsbeobachtung durchgeführt.
Studiendesign
Einbezogen wurden 11 Männer und 12 Frauen (Durchschnittsalter 45 Jahre), die – mit Ausnahme eines Falls von Ersterkrankung – an einer rezidivierenden Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis erkrankt waren.
Die Patienten wurden überwiegend im ambulanten Setting von einer antipsychotischen Vormedikation auf Paliperidon-Depot umgestellt.
Die durchschnittliche Dosis von Paliperidon-Depot im gesamten Beobachtungszeitraum betrug monatlich 109 mg. Acht Patienten erhielten zusätzlich eine psychotrope Komedikation (Tab. 1).
Tab. 1. Neuroleptische Vorbehandlung (Mehrfachnennung möglich)
Substanz |
Oral |
Depot |
Amisulprid |
1 |
|
Aripiprazol |
3 |
|
Chlorprothixen |
4 |
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Flupentixol |
3 |
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Haloperidol |
2 |
1 |
Melperon |
1 |
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Olanzapin |
1 |
|
Perazin |
1 |
|
Quetiapin |
5 |
|
Risperidon |
4 |
6 |
Zuclopenthixol |
1 |
Die Wirksamkeit wurde nach einer, vier, 12 und 16 Woche(n) mit der PANSS-8, einer Kurzversion der Positive and Negative Syndrome Scale mit acht Schlüsselitems, überprüft.
Unerwünschte Wirkungen wurden während der gesamten Studiendauer erfasst, am Ende erfolgte eine globale Beurteilung der Wirkung durch den Untersucher. Die Auswertung erfolgte deskriptiv.
Ergebnisse
Am Ende des Beobachtungszeitraums ließ sich bei 12 der 16 noch eingeschlossenen Patienten eine Besserung mittels der PANSS-Skala feststellen (Abb. 1).
Abb. 1. Angaben zur Zustandsänderung (Grundlage: PANSS-8)
In fast allen Fällen (96% der 23 eingeschlossenen Patienten) stufte der beurteilende Therapeut die Wirkung des Präparats als ausreichend/befriedigend oder sogar als (sehr) gut ein.
Bei 35% der 23 eingeschlossenen Patienten wurden im Verlauf leicht- bzw. mittelgradige unerwünschte Wirkungen angegeben. In jeweils zwei Fällen erfolgte daraufhin ein Absetzen oder eine weitere Umstellung.
Als leichte Nebenwirkungen wurden eine Hyperprolaktinämie, eine verringerte Libido und erektile Dysfunktion genannt. Im Falle der mittelgradigen Nebenwirkungen traten Schmerzen an der Injektionsstelle, extrapyramidal-motorische Symptome (EPMS), eine leichte Unruhe und subjektive Herzrhythmusstörungen auf.
Schlussfolgerungen
- Das Präparat Paliperidon-Depot zeigte bei einer naturalistischen Patientengruppe eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit.
- Zusätzlich bestehen praktische Vorteile, wie eine einfache Lagerung bei Raumtemperatur, einfache Anwendung als Fertigspritze, ein breites Spektrum an Dosisstärken, ein relativ schneller Wirkeintritt und ein großzügiger Injektionsabstand von einem vollen Monat.
- Das Präparat erfüllte somit die Erwartungen der Untersucher, die sich im Vorfeld der Zulassung ergaben, und hat sich im klinischen Alltag etabliert.
Quellen
1. Steinmann C, Artmann S, Laux G. Wirksamkeit und Verträglichkeit von Paliperidon-Depot bei Patienten einer psychiatrischen Versorgungsklinik. Posterpräsentation beim 9. Forschungskongress der Fachkliniken der bayerischen Bezirke in Kloster Irsee (9.–11. Oktober 2013).
2. Fachinformation Xeplion®, Stand Juni 2012.
Psychopharmakotherapie 2014; 21(02)