Erhaltungstherapie bei Schizophrenie

Vereinfachte Anwendung von Olanzapin-Depot


Michael Koczorek, Bremen

Moderne langwirksame Antipsychotika spielen eine wesentliche Rolle im Langzeitmanagement der Schizophrenie. Depot-Formulierungen wie ZypAdhera® erleichtern Patienten in der Erhaltungstherapie die Compliance und tragen so zu einer wirksamen Rezidivprophylaxe bei. Das atypische Antipsychotikum hat sich seit seiner Einführung 2008 in der Akut- und Erhaltungstherapie als wirksam und verträglich erwiesen. Die Anwendung des Depots, wegen des Risikos eines Postinjektionssyndroms bislang an besondere Überwachungsauflagen gebunden, wurde jetzt vereinfacht, wie bei einem Pressegespräch der Lilly Deutschland GmbH in Berlin berichtet wurde.

Mangelnde Compliance ist ein vorherrschendes Problem in der Langzeittherapie der Schizophrenie. Studien zeigen, dass eine unzureichende Therapietreue mit einem hohen Rückfallrisiko verbunden ist: 70% aller ersterkrankten Patienten, die ihre antipsychotische Medikation absetzen, erleiden innerhalb eines Jahres ein Rezidiv. Mit jeder erneuten psychotischen Episode verschlechtert sich die Prognose: Die Zeit bis zur Remission verlängert sich und die Remissionsraten sinken. Unter kontinuierlicher Therapie bleiben dagegen über 80% der Patienten stabil. Wichtig sind daher – besonders bei Ersterkrankten – Maßnahmen, die den Patienten die Compliance erleichtern, um die Kontinuität der Behandlung zu fördern und das Rezidivrisiko zu vermindern. Neben einer umfassenden Aufklärung der Patienten und ihrer Angehörigen, die die Krankheitseinsicht verbessert und die Notwendigkeit einer Langzeittherapie vermittelt, spielen Depot-Antipsychotika hier eine wesentliche Rolle. Sie vereinfachen das Therapieregime und machen partielle Compliance beziehungsweise Non-Compliance sichtbar und damit im Rahmen der Behandlung thematisierbar.

Kontinuierliche Freisetzung über mehr als vier Wochen

Seit 2008 erweitert Olanzapin-Depot (ZypAdhera®; Wirkstoff: Olanzapinpamoat) das Spektrum der Depot-Formulierungen. Das Depot ist in der Rezidivprophylaxe der oralen Formulierung nicht unterlegen und vergleichbar verträglich [1]. Zugelassen für die Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten mit Schizophrenie, die während einer akuten Behandlung hinreichend mit oralem Olanzapin stabilisiert wurden, liegt das Medikament in drei Wirkstärken vor, die eine individuell angepasste Applikation ermöglichen (Tab. 1). Olanzapinpamoat wird tief intragluteal in zwei- oder vierwöchentlichem Intervall injiziert. Unmittelbar nach der Injektion der Suspension beginnt das Salz sich aufzulösen und sorgt für eine langsame, kontinuierliche Freisetzung des Wirkstoffs über mehr als vier Wochen. Eine orale Supplementierung ist nicht erforderlich.

Tab. 1. Dosierungsschema für die Umstellung von oralem Olanzapin auf Olanzapin-Depot [2]

Zieldosis Olanzapin oral

Empfohlene Anfangsdosis Olanzapin-Depot

Erhaltungsdosis Olanzapin-Depot nach 2 Monaten

10 mg/Tag

210 mg/2 Wochen oder

405 mg/4 Wochen

150 mg/2 Wochen oder

300 mg/4 Wochen

15 mg/Tag

300 mg/2 Wochen

210 mg/2 Wochen oder

405 mg/4 Wochen

20 mg/Tag

300 mg/2 Wochen

300 mg/2 Wochen

Olanzapin-Depot in Dosierungen höher als 405 mg alle 4 Wochen bzw. 300 mg alle 2 Wochen wurde nicht untersucht.

Anwendung vereinfacht sich

Wegen des seltenen Risikos eines Postinjektionssyndroms (0,08%) mit Symptomen einer Überdosierung nach intravasalem Übertritt des Wirkstoffs war die Anwendung von Olanzapinpamoat bisher an die Auflage gebunden, den Patienten im Anschluss an die Injektion mindestens drei Stunden lang zu beobachten und sicherzustellen, dass er anschließend an seinen Zielort begleitet wird. Diese Begleitung ist jetzt nicht mehr erforderlich, wie die Europäische Arzneimittelbehörde in einer Neubewertung des Sicherheitsprofils des Depotpräparats feststellt. Die Empfehlung wurde aus der Fachinformation gestrichen [2]. Hintergrund der Neubewertung ist, dass seit der Markteinführung im Jahr 2008 kein einziger Fall eines Postinjektionssyndroms nach Ablauf der Nachbeobachtung gemeldet oder dokumentiert wurde [3]. Die Überwachung über einen Zeitraum von drei Stunden bleibt vorgeschrieben und es muss unmittelbar vor Verlassen der medizinischen Einrichtung sichergestellt werden, dass der Patient wach, orientiert und frei von Symptomen einer Überdosierung ist.

Die dreistündige Wartezeit ist für die meisten Patienten unproblematisch. So berichtete Priv.-Doz. Dr. med. Stephan Heres, München, dass in seiner Klinik ein Programm für die Zeit der Überwachung angeboten wird. Dazu werden die Patienten für die Injektionstermine nach Möglichkeit in Gruppen zusammengefasst und können gemeinsam die Wartezeit etwa mit Psychoedukation, kognitivem Training oder sozialem Kompetenztraining sinnvoll nutzen.

Quelle

Priv.-Doz. Dr. med. Stephan Heres, München; Pressegespräch „5 Jahre Olanzapin-Depot – für einige Patienten ein Unterschied?“, veranstaltet von Lilly Deutschland GmbH im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Berlin, 28. November 2013.

Literatur

1. Kane JM, et al. Olanzapine long-acting injection: a 24-week randomized, double-blind trial of maintenance treatment in patients with schizophrenia. Am J Psychiatry 2010;167:181–9.

2. Fachinformation Zypadhera®, Stand 08/2013.

3. www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/EPAR_-_Procedural_steps_taken_and_scientific_information_after_authorisation/human/000890/WC500089567.pdf

Psychopharmakotherapie 2014; 21(02)