Simone Reisdorf, Erfurt
Die drei jeweils sechsmonatigen Zulassungsstudien des Antiepileptikums Lacosamid (Vimpat®) schlossen insgesamt 1297 Patienten ein. 1054 von ihnen setzten die Behandlung in Extensionsstudien fort, einige werden inzwischen seit vier Jahren regelmäßig beobachtet. Die Daten einer Extensionsstudie mit 308 Patienten zeigen, dass die mediane Anfallsreduktion von etwa 50% weitgehend unverändert bleibt, ob man nun die Patienten nach ein-, zwei-, drei- oder vierjähriger Therapie betrachtet [1]. In eine eigene Auswertung wurden nur Patienten über 65 Jahre aus allen drei Extensionsstudien einbezogen (n=33), auch hier blieb die mediane Anfallsreduktion von mindestens 50% über vier Jahre bestehen [2].
Klinische Besserung bei drei von vier Patienten im Praxisalltag
In der nichtinterventionellen Studie VITOBA (Vimpat added to one baseline antiepileptic drug) wurde Lacosamid zusätzlich zu einem einzigen Basistherapeutikum gegeben. Die 576 Studienteilnehmer waren im Median 46 Jahre alt und seit neun Jahren an Epilepsie erkrankt.
Bisher liegen die folgenden Ansprechraten vor (n=329):
- 50%-Response: 70,2%
- 75%-Response: 59,9%
- Anfallsfreiheit: 40,7%
Besonders groß ist die Chance auf eine Therapieresponse bei den Patienten, die in ihrem Leben zuvor nur ein anderes Antiepileptikum bekommen hatten, jedenfalls nach den Daten der VITOBA-Studie:
- 50%-Response: 81,3%
- 75%-Response: 75%
- 100%-Response: 55,4%
Aber auch für Patienten, die schon mindestens sieben andere Antiepileptika erhalten hatten, gab es eine Chance: Jeder Zweite von ihnen hatte in VITOBA nach Zugabe von Lacosamid eine 50%-Response, 30% eine 75%-Response, und ein Viertel bekam keine Anfälle mehr.
Der klinische Gesamteindruck (Clinical global impression, CGI) war bei insgesamt drei von vier Patienten in VITOBA nach sechs Monaten gebessert. Im Detail lautete die Einschätzung der Ärzte bei 11% der Patienten auf „minimal verbessert“, 36,9% „stark verbessert“ und 26,5% „sehr stark verbessert“. Die Studienteilnehmer erhielten durchschnittlich 245,7 mg Lacosamid pro Tag. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen waren Fatigue, Schwindel, Konvulsion und Kopfschmerz. 290 der 367 Patienten werden weiterhin mit Lacosamid behandelt [3].
Doppelte Natriumkanalblockade vermeiden
Aber nicht nur die Enzyminduktion oder -inhibition ist für das reibungslose Zusammenspiel der verschiedenen Antiepileptika von Bedeutung. So verstärkt Lacosamid selektiv die langsame Inaktivierung der spannungsabhängigen Natriumkanäle und sollte am besten nicht mit einem klassischen Natriumkanalblocker, sondern einem anderen Antiepileptikum als Basistherapeutikum kombiniert werden.
In einer gepoolten Analyse von Phase-II- und Phase-III-Studien mit Patienten, die Lacosamid und eine Begleittherapie erhielten, betrug die 50%-Responderrate insgesamt 48,6%. In der Subgruppe der mit Lacosamid plus klassischen Natriumkanalblockern Behandelten respondierten nur 42,4% der Patienten; bei Gabe von Lacosamid mit anderen Antiepileptika waren es 79,2%, also deutlich mehr als im Gesamtkollektiv [4]. So könnten zahlreiche vermeintliche Non-Responder durch sinnvolle Antiepileptika-Kombination möglicherweise ihre Therapieresistenz überwinden.
Quelle
Dr. Stephan Arnold, Vogtareuth; Dr. Martin Holtkamp, Berlin; Presse-Round-Table „5 Jahre Vimpat®: Wege zum langfristigen Erfolg in der Epilepsietherapie“, veranstaltet von UCB Pharma im Rahmen des DGN-Kongresses, Dresden, 19. September 2013.
Literatur
1. Husain A, et al. Long-term safety and efficacy in patients with uncontrolled partial-onset seizures treated with adjunctive lacosamide: results from a phase III open-label extension trial. Epilepsia 2012;53:521–8.
2. Rosenfeld W, et al. 65th Annual Meeting of the American Academy of Neurology (AAN), Chicago, USA, März 2013, Poster.
3. UCB, Data on file (noch unveröffentlicht).
4. Sake JK, et al. A pooled analysis of lacosamide clinical trial data grouped by mechanism of action of concomitant antiepileptic drugs. CNS Drugs 2010;24:1055–68.
Psychopharmakotherapie 2014; 21(01)