Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen
Viele Patienten mit M. Parkinson klagen über Tagesmüdigkeit und plötzliches Einschlafen. Dieses Phänomen ist Teil der Krankheit selbst, wird aber auch durch Dopaminagonisten verstärkt. Parkinson-Patienten wird oft empfohlen, gegen die Tagesmüdigkeit vorbeugend Coffein zu sich zu nehmen. Coffein wirkt als nichtselektiver Antagonist an Adenosinrezeptoren und könnte sich aufgrund seiner allgemein bekannten zentral stimulierenden Wirkung positiv bei Parkinson-Patienten auswirken.
Eine internationale Studiengruppe unter kanadischer Leitung führte eine randomisierte, kontrollierte Studie durch, um zu untersuchen, wie sich eine sechswöchige Coffein-Einnahme bei Parkinson-Patienten auf die Tagesschläfrigkeit, die motorischen Symptome und andere Symptome auswirkt.
Insgesamt wurden 61 Parkinson-Patienten mit Tagesmüdigkeit eingeschlossen. Sie erhielten entweder Coffein (100 mg 2-mal täglich für 3 Wochen, dann 200 mg 2-mal täglich für 3 Wochen) oder Plazebo. Der primäre Endpunkt war die Veränderung der Tagesschläfrigkeit, gemessen mithilfe der Epworth Sleepiness Scale (ESS; Skala von 0 bis 24; Werte >10 entsprechen einer abnormalen Schläfrigkeit). Als sekundäre Endpunkte wurden die motorische Behinderung, die Schlafqualität, Müdigkeit, Depression und Lebensqualität untersucht.
In der Intention-to-treat-Analyse führte Coffein zu einer nicht signifikanten Reduktion des ESS-Scores um 1,71 Punkte (95%-Konfidenzintervall –3,57 bis +0,13; Anfangswert rund 15 Punkte). Coffein führte ferner zu einer leichten Verbesserung der Parkinson-Symptomatik, ermittelt mithilfe der Unified Parkinson’s Disease Rating Scale (UPDRS), und der motorischen Behinderung (Teil III der UPDRS). Es ergaben sich keine Veränderungen in der Lebensqualität, bei der Depression oder bei der Schlafqualität. Die Einnahme von Coffein führte nicht zu wesentlichen Nebenwirkungen.
Kommentar
Diese relativ kleine randomisierte Studie zeigt, dass Coffein in der hier untersuchten, eher niedrigen Dosis die Tagesmüdigkeit bei Parkinson-Patienten nicht verringert. Allerdings kam es zu einer leichten Verbesserung der Parkinson-Symptomatik selbst und der motorischen Einschränkungen. Dies würde eine größere Studie mit längerer Behandlungszeit rechtfertigen.
Quelle
Postuma RB, et al. Caffeine for treatment of Parkinson disease: a randomized controlled trial. Neurology 2012;79:651–8.
Psychopharmakotherapie 2012; 19(06)