Reimund Freye, Baden-Baden
Die Bildgebung wird bei der klinischen Diagnose einer demenziellen Entwicklung zunehmend herangezogen. Im Vordergrund steht im Moment meist noch der Ausschluss organischer Erkrankungen, wie etwa eines neoplastischen Geschehens, das demenzielle Symptome nach sich ziehen kann. Ein kraniales Kernspintomogramm (cMRT) oder ein zerebrales Computertomogramm gehören daher zwingend in die Primärdiagnostik einer Demenz, um nichtdegenerative und nichtvaskuläre Ursachen auszuschließen.
Möglich, wenn auch noch nicht in der klinischen Routine verfügbar, ist ein In-vivo-Nachweis von Beta-Amyloid mithilfe der Positronen-Emissionstomographie (PET), wie ihn Kemppainen und Kollegen zeigen konnten. Dabei wurde der Tracer 11C-PIB (N-Methyl-[11C]2-(4’-methylaminophenyl)-6-hydroxybenzothiazol) im Vergleich zu gesunden Kontrollen bei Alzheimerkranken besonders in den Regionen vermehrt gebunden, in denen bekanntermaßen Amyloid-Plaques gehäuft auftreten. Dazu gehören der Frontalkortex ebenso wie das posteriore Cingulum und das Striatum. In anderen Versuchen wurden Anreicherungen von Tracern gefunden, die an Neurofibrillen andocken.
Zur Frühdiagnostik möglicherweise einsetzbar ist ein Verfahren zur Volumetrie des Hippocampus mittels MRT. Bei einem physiologischen Alterungsprozess beträgt hier der Volumenverlust pro Jahr maximal 0,9%, bei Personen mit MCI (Mild cognitive impairment) jedoch 3 bis 7%.
Bei einem Einsatz von funktionellem MRT in der klinischen Routine könnte eventuell bald gesehen werden, welcher Patient von welcher Therapie am meisten profitiert. Solche Verfahren könnten dann auch in einer Verlaufskontrolle neuer therapeutischer Optionen zur Anwendung kommen.
Alltagskompetenz im Mittelpunkt
Ziel einer Behandlung der Alzheimer-Demenz ist eine Verbesserung der Alltagskompetenz. Bei der Beurteilung der pharmakologischen Therapiemöglichkeiten spielt daher eine Rolle, in welchem Ausmaß sie patientenrelevante Parameter wie kognitive, alltagspraktische und globale Fähigkeiten verbessern.
So zeigte eine Responderanalyse von gepoolten Daten aus sechs Plazebo-kontrollierten Doppelblindstudien, dass der NMDA-Rezeptorantagonist Memantin bei Patienten mit moderater bis schwerer Alzheimer-Demenz die Krankheitsprogression deutlich verzögert. Nach sechs Monaten war der Anteil der Patienten mit relevanter klinischer Verschlechterung nur halb so groß wie unter Plazebo.
Aufgrund der multifaktoriellen Pathophysiologie der Alzheimer-Demenz erscheint es sinnvoll, eine kombinierte Behandlung mit Memantin und einem Acetylcholinesterase-Hemmer (AChEH) durchzuführen. Dafür liegen mittlerweile Ergebnisse aus Studien mit naturalistischem Setting vor. So konnten durch eine kombinierte Gabe die kognitiven und funktionalen Fähigkeiten bei Alzheimer-Patienten länger erhalten bleiben als unter einer AChEH-Therapie allein oder unter keiner standardisierten medikamentösen Behandlung.
Ferner konnten unter Behandlung mit Memantin Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressivität, Wahnvorstellungen und Reizbarkeit signifikant reduziert werden (Gauthier et al., Int J Geriatr Psychiatry 2008). Dies alles sind alltagsrelevante Parameter, die sich nicht nur positiv für den Patienten auswirken, sondern auch zu einer besseren Lebensqualität von Angehörigen und Betreuenden beitragen.
Quelle
Prof. Dr. med. Vjera Holthoff, Dresden, Prof. Dr.med. Dipl-Physiker Matthias W. Riepe, Günzburg, Satellitensymposium „Update Demenz und Depression“, veranstaltet von Merz Pharmaceuticals im Rahmen des DGPPN-Kongresses, Berlin, 25. November 2009.
Psychopharmakotherapie 2010; 17(02)