Dr. med. Nana Mosler, Leipzig
Paliperidon ER zeichnet sich durch einen schnellen Wirkungseintritt und eine starke Wirksamkeit aus. Das liegt unter anderem an der besonderen Formulierung in der OROS-Technologie, die anhaltend hohe Plasmaspiegel im Tagesverlauf ermöglicht. So belegt eine randomisierte, Plazebo- und aktiv kon-trollierte Vergleichsstudie bei Patienten mit einer akuten Exazerbation der Schizophrenie die Überlegenheit von Paliperidon ER gegenüber Quetiapin [1]. Bereits ab Tag 5 reduzierte Paliperidon ER die schizophrene Symptomatik – gemessen an der PANSS (Positive and negative syndrome scale) – signifikant gegenüber Quetiapin (p=0,011) und Plazebo (p=0,001). Der Effekt nahm mit der Zeit noch weiter zu. Unter Paliperidon ER wurden im Vergleich zu Quetiapin und Plazebo weniger Therapieabbrüche wegen unerwünschter Wirkung (4% vs. 10% vs. 6%) und unzureichender Wirksamkeit (2% vs. 6% vs. 10%) dokumentiert.
Vergleich mit anderen Atypika
Auch gegenüber Risperidon hat sich Paliperidon ER als überlegen erwiesen. Das bestätigt eine vergleichende Kohortenanalyse, welche die Daten von insgesamt 1103 Patienten erfasste [2]. Dabei wurden zwei verschiedene Dosierungen von Risperidon (2–4 mg/d, n=173 und 4–6 mg/d, n=174) dem empfohlenen Dosisbereich von Paliperidon ER (6–12 mg/d, n=275) gegenübergestellt. Im Vergleich zu Risperidon (4–6 mg/d) war Paliperidon ER bei nahezu gleicher Wirksamkeit (PANSS-Reduktion –19,0 vs. –19,7) deutlich besser verträglich, insbesondere in Bezug auf extrapyramidal-motorische und gastrointestinale Nebenwirkungen sowie Sedierung. Gegenüber der niedrigeren Dosisgruppe von Risperidon (2–4 mg/d) war Paliperidon ER sowohl besser verträglich als auch besser wirksam.
Eine Metaanalyse mit Paliperidon ER, Risperidon, Olanzapin, Quetiapin und Aripiprazol bestätigt, dass die Atypika hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit eine heterogene Gruppe darstellen [3]. Im Vergleich zur Gesamtgruppe der Atypika zeigte Paliperidon ER hier eine etwas, wenn auch nicht signifikant bessere antipsychotische Wirksamkeit. Wegen seiner guten Verträglichkeit führt es außerdem seltener zu Behandlungsabbrüchen.
Paliperidon ER befähigt zum Alltag
Für schizophrene Patienten ist der Erfolg einer Behandlung eher im Alltag spürbar: wenn sie wieder arbeiten, einkaufen und Hobbys nachgehen können und sich sozial integriert fühlen. Ein valides Instrument für die Messung des Funktionsniveaus ist die Personal-and-Social-Performance-(PSP-)Skala [4]. In den Zulassungsstudien mit Paliperidon ER wurde die PSP-Skala zum ersten Mal breit eingesetzt. Wie eine gepoolte Analyse der Studiendaten ergab, verbessert Paliperidon ER (3–15 mg/d) die persönliche und soziale Leistungsfähigkeit schnell und anhaltend (p<0,001 vs. Plazebo) [5]. Durchschnittlich stieg die soziale Funktionsfähigkeit unter Paliperidon ER gemäß PSP um 11 Punkte. Jede Verbesserung um 10 Punkte auf der PSP-Skala repräsentiert einen Wechsel in eine andere Kategorie und entspricht einer für den Patienten spürbaren Verbesserung seiner persönlichen, beruflichen und sozialen Funktionsfähigkeit. Auch Patienten mit kürzlich diagnostizierter Schizophrenie (<5 Jahre) und mit prädominanter Negativsymptomatik erreichten unter Paliperidon ER eine deutliche Verbesserung des Funktionsniveaus (jeweils p<0,001 vs. Plazebo) [6, 7].
Gutes Verträglichkeits- und Sicherheitsprofil
In der Metaanalyse von Jones et al. hatte Paliperidon ER von allen untersuchten Atypika das geringste Risiko für einen Gewichtsanstieg [3]. Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Somnolenz war im Vergleich zu Risperidon, Olanzapin und Quetiapin deutlich geringer. Auch in der direkten Vergleichsstudie mit Quetiapin kam es unter Paliperidon ER seltener zu Sedierung als unter dem Vergleichsatypikum [1]. Die Patienten blieben wacher.
Literatur
1. Canuso C, et al. A double-blind, placebo-controlled trial of paliperidone and quetiapine in patients with a recent acute exacerbation of schizophrenia. Poster vom 20th Annual U.S. Psychiatric & Mental Health Congress, Orlando, Florida, 2007.
2. Schooler N, et al. A “virtual” comparison of paliperidone ER and oral risperidone in patients with schizophrenia. Poster presented at the 45th Annual Meeting of the American College of Neuropsychopharmacology, Hollywood, FL, USA, 3. bis 7. Dezember 2006.
3. Jones MP, et al. Efficacy and tolerability of oral antipsychotics for schizophrenia: a metaanalysis including paliperidone extended-release. Posterpräsentation auf dem 1. SIRS-Meeting (Schizophrenia International Research Society), Venedig, Italien, 21. bis 25. Juni 2008.
4. Morosini PL, et al. Development, reliability and acceptability of a new version of the DSM-IV Social and Occupational Functioning Assessment Scale (SOFAS) to assess routine social functioning. Acta Psychiatr Scand 2000;101:323–9.
5. Meltzer H, et al. Efficacy and tolerability of oral paliperidone extended-release tablets in the treatment of acute schizophrenia: pooled data from three 6-week placebo-controlled studies. CINP 2006, Chicago, USA, 2006:Poster P02.226.
6. Kostic D, et al. Paliperidone extended-release tablets in patients recently diagnosed with schizophrenia. Poster presented at the 25. CINP-Kongress, Chicago, 2006.
7. Dirks B, et al. Efficacy of paliperidone extended-release tablets in patients with schizophrenia and predominant negative symptoms. Poster presented at the 25. CINP-Kongress, Chicago, 2006.
Quelle
Prof. Dr. med. Jürgen Gallinat, Berlin, Dr.phil. Dr.med. Michael Rapp, Berlin, „1 Jahr Invega® – Die Antwort auf Anforderungen einer zeitgemäßen Schizophrenietherapie“, Köln, 10. September 2008, veranstaltet von der Janssen-Cilag GmbH.
Psychopharmakotherapie 2009; 16(02)