Migräne

CGRP-Antagonist Telcagepant lindert akute Migräneattacken


Prof. Dr. H. C. Diener, Essen

Telcagepant in einer Dosis von 300 mg ist eine wirksame Therapie für akute Migräneattacken mit vergleichbarer Wirksamkeit wie Zolmitriptan, aber weniger Nebenwirkungen. Das zeigte eine randomisierte, aktiv und Plazebo-kontrollierte Doppelblindstudie mit über 1300 Teilnehmern.

Zur Behandlung akuter Migräneattacken kommen im Moment unspezifische Analgetika sowie spezifische Migränemittel wie Serotonin-1B/1D-Agonisten („Triptane“) und Mutterkornalkaloide zum Einsatz. Letztere sind allerdings aufgrund ihrer vasokonstriktiven Eigenschaften bei Patienten mit vaskulären Erkrankungen kontraindiziert. Calcitonin gene-related peptide (CGRP) ist ein Neuropeptid, das während Migräneattacken ausgeschüttet wird. CGRP ist ein sehr potenter Vasodilatator. Im Jahr 2004 war bereits nachgewiesen worden, dass der CGRP-Antagonist BIBN 4096 bei der Behandlung akuter Migräneattacken wirksam ist. Diese Substanz war damals allerdings nur in intravenöser Form verfügbar. Telcagepant ist ein oral verfügbarer CGRP-Antagonist.

Studiendesign und Ergebnisse

Die Wirksamkeit von Telcagepant bei einer akuten Migräneattacke und seine Verträglichkeit wurden in einer randomisierten, Plazebo-kontrollierten doppelblinden Parallelgruppenstudie untersucht. Als aktive Vergleichssubstanz wurde Zolmitriptan eingesetzt. An der Studie nahmen 1380 Patienten mit Migräne teil. Sie behandelten eine Migräneattacke entweder mit 150 oder 300 mg Telcagepant, mit 5 mg Zolmitriptan oder mit Plazebo. Es gab fünf primäre Endpunkte: schmerzfrei nach 2 Stunden, Besserung der Kopfschmerzen nach 2 Stunden sowie Abwesenheit von Lichtempfindlichkeit, von Lärmempfindlichkeit und von Übelkeit nach 2 Stunden.

Das mittlere Alter der Patienten betrug 41 Jahre. 84% waren Frauen. Die meisten der Betroffenen behandelten ihre Attacken üblicherweise mit nichtsteroidalen Antirheumatika oder Triptanen. 60% hatten mittelschwere Kopfschmerzen und 40% schwere Kopfschmerzen.

Telcagepant war in der Dosierung 300 mg für alle Endpunkte signifikant wirksamer als Plazebo. Der Anteil der Patienten, die den primären Endpunkt erreichten, betrug jeweils für 300 mg Telcagepant versus Plazebo für

  • schmerzfrei nach 2 Stunden 27% versus 10% (p<0,0001),
  • Linderung der Schmerzen 55% versus 28% (p<0,0001),
  • Abwesenheit von Lärmempfindlichkeit 58% versus 37% (p<0,0001),
  • Abwesenheit von Lichtempfindlichkeit 51% versus 29% (p<0,0001),
  • Abwesenheit von Übelkeit 65% versus 55% (p=0,0061).

Zwischen Telcagepant 300 mg und Zolmitriptan ergab sich kein Wirksamkeitsunterschied. Beide waren allerdings signifikant wirksamer als 150 mg Telcagepant. – Nebenwirkungen waren bei Telcagepant genauso häufig wie bei Plazebo und signifikant seltener als bei Zolmitriptan. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Mundtrockenheit, Benommenheit und systematischer Schwindel und Müdigkeit.

Kommentar

Mit den CGRP-Antagonisten steht eine neue Substanzgruppe zur Behandlung akuter Migräneattacken zur Verfügung. Diese Substanzen können auch bei Patienten eingesetzt werden, die wegen vaskulärer Erkrankungen wie koronarer Herzerkrankung, transitorischer ischämischer Attacken oder Schlaganfall keine Serotoninagonisten benutzen können. In dieser Studie war die Wirksamkeit vergleichbar mit der von Zolmitriptan, bei deutlich besserer Verträglichkeit. Ungeklärt ist, ob CGRP-Antagonisten bei Patienten wirken, die nicht auf Serotoninagonisten ansprechen.

Die Ergebnisse dieser Studie wurden in der Zwischenzeit durch eine zweite Studie, die in Abstractform publiziert ist, verifiziert, so dass das Zulassungsverfahren eingeleitet wurde.

Quelle

Ho TW, et al. Efficacy and tolerability of MK-0974 (telcagepant), a new oral antagonist of calcitonin gene-related peptide receptor, compared with zolmitriptan for acute migraine: a randomised, placebo-controlled, parallel-treatment trial. Lancet 2008;372:2115–23.

Psychopharmakotherapie 2009; 16(02)