Gabriele Blaeser-Kiel, Hamburg
Solange der Parkinsonkranke noch ausreichend funktionsfähige dopaminerge Neuronen besitzt, kann exogen zugeführtes Levodopa, das in Dopamin umgewandelt wird, gespeichert und bedarfsgerecht freigesetzt werden. Da mit der Progression der Erkrankung die präsynaptische Speicherkapazität jedoch kontinuierlich abnimmt, nähert sich die Wirksamkeit von Levodopa sukzessiv der kurzen Halbwertszeit von etwa 60 bis 90 Minuten an, was sich klinisch dann als sogenanntes Wearing-off-Phänomen manifestiert.
Eine Möglichkeit, das ungünstige pharmakokinetische Profil von Levodopa zu verbessern, ist die duale Hemmung der beiden wichtigsten peripheren Abbauwege durch gleichzeitige Einnahme nicht nur – wie seit langem etabliert – eines Dopadecarboxylase(DDC)-Hemmers, sondern auch eines Catechol-O-Methyltransferase(COMT)-Inhibitors.
Ob Parkinsonpatienten mit einem Wearing-off von einer Kombination aus Levodopa, Carbidopa und Entacapon (Stalevo®) profitieren, wurde kürzlich im Rahmen der SENSE-Studie in mehreren europäischen Ländern, inklusive Deutschland, unter den Bedingungen des klinischen Alltags prospektiv überprüft. Zum Screening und Erfolgsnachweis diente der neun Symptome umfassende Wearing-off-Questionnaire (WOQ-9). In die Studie wurden Patienten mit mindestens einem WOQ-9-Symptom und einer stabilen Therapie mit Levodopa (im Mittel 332 mg in drei oder vier Tagesdosen) eingeschlossen. Der Wechsel von Levodopa/Carbidopa (n=47) oder Levodopa/Benserazid (n=68) auf Levodopa/Carbidopa/Entacapon erfolgte in äquivalenter Dosierung und Einnahmefrequenz. Innerhalb des Beobachtungszeitraums von sechs Wochen waren Dosisanpassungen nach oben und unten in 28 und 9% der Fälle erforderlich, ohne dass dies Einfluss auf das Studienergebnis hatte.
Primärer Endpunkt war der CGI-C (Clinical global impression of change). Die Therapie mit dem Kombinationspräparat aus Levodopa, Carbidopa und Entacapon führte zu einer signifikanten Besserung sowohl aus Sicht der Patienten als auch in der Bewertung der Prüfärzte (p<0,0001). Das lässt sich wahrscheinlich auf die ebenfalls signifikante Zunahme der motorischen Funktionsfähigkeit und Alltagskompetenz (Unified Parkinson’s Disease Rating Scale, Teile II und III) zurückführen. Bei differenzierter Betrachtung des Umstellungseffekts wird deutlich, dass nicht nur motorische Wearing-off-Symptome, sondern auch die ebenfalls sehr häufigen nichtmotorischen Phänomene positiv auf die Optimierung der Levodopa-Therapie ansprachen (Tab. 1).
Tab. 1. Veränderung von Wearing-off-Phänomen nach Umstellung der Parkinsontherapie von Levodopa/Benserazid oder Levodopa/Carbidopa auf Levodopa/Carbidopa/Entacapon (Wearing-Off-Questionnaire-9) [nach Eggert et al.]
Symptom |
Symptomeinteilung |
Beim Screening vorhanden (n = 113) [%] |
Verbessert in Woche 6 [%] |
F1. Tremor |
Motorisch |
81 |
74 |
F2. Verlangsamung der Bewegungen |
Motorisch |
91 |
60 |
F3. Stimmungsschwankungen |
Nichtmotorisch |
43 |
52 |
F4. Allgemeines Steifigkeitsgefühl |
Motorisch |
76 |
62 |
F5. Schmerzen/Gliederschmerzen |
Nichtmotorisch |
50 |
32 |
F6. Verminderte Geschicklichkeit |
Motorisch |
90 |
53 |
F7. Benommenheit/verlangsamtes Denken |
Nichtmotorisch |
54 |
34 |
F8. Angstgefühle/Panikattacken |
Nichtmotorisch |
20 |
30 |
F9. Muskelkrämpfe |
Motorisch |
53 |
60 |
Irgendein motorisches Symptom |
Motorisch |
100 |
62 |
Irgendein nichtmotorisches Symptom |
Nichtmotorisch |
82 |
38 |
Quellen
Prof. Dr. med. Wolfgang Oertel, Marburg, Satellitensymposium „Morbus Parkinson – relevante Aspekte für Praxis und Klinik“, veranstaltet von Orion Pharma anlässlich des 81. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), Hamburg, 12. September 2008.
Eggert K, et al. Significant benefits of the direct switch from conventional levodopa/benserazide or levodopa/carbidopa to levodopa/carbidopa/entacapone in Parkinson’s disease patients with early wearing-off. Mov Disord 2008;23(Suppl 1):215.
Psychopharmakotherapie 2009; 16(01)