Idiopathisches Parkinson-Syndrom

Zwei Stunden weniger im „Off“ bei Zusatztherapie mit Ropinirol in Retardform


Gabriele Blaeser-Kiel, Hamburg

Wenn sich die Parkinson-Symptomatik nicht mehr zufriedenstellend mit Levodopa kontrollieren lässt, kann durch die Kombination mit Ropinirol in der innovativen „CR“-Galenik die tägliche Zeit im „Off“ für den Patienten signifikant verkürzt werden.

Ropinirol ist seit langem eine der Standardoptionen zur Behandlung von Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom. Verordnet werden konnte der Nonergot-Dopaminagonist bisher unter dem Handelsnamen Requip® in der „IR“-Formulierung (immediate release/sofortige Wirkstoffabgabe). Seit März 2008 steht Ropinirol auch in der „CR“-Version (controlled release/verzögerte Wirkstoffabgabe) unter dem Handelsnamen Requip-Modutab® Retardtabletten zur Verfügung. Die galenische Modifikation (GeoMatrix®-Technologie) ermöglicht es, dass die Einnahme statt dreimal nur noch einmal täglich erforderlich ist. Als Folge der kontinuierlichen Freisetzung des Wirkstoffs bleibt die Plasmakonzentration über 24 Stunden im therapeutischen Bereich, was eine konstante Symptomkontrolle nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht und am frühen Morgen verspricht.

Ob und in welchem Ausmaß Parkinson-Patienten im bereits fortgeschrittenen Krankheitsstadium von Ropinirol CR profitieren, wurde mit der EASE-PD Adjunct Study (Efficacy and safety evaluation in Parkinson disease as adjunct therapy) überprüft. Beteiligt waren 67 Parkinson-Zentren in acht europäischen Ländern und der USA. Rekrutiert wurden Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom, die aufgrund der nachlassenden Wirksamkeit von Levodopa (eventuell in Kombination mit einem MAO-Hemmer, COMT-Inhibitor oder Anticholinergikum bzw. Amantadin) an Wearing-off-Phänomenen wie End-of-Dose-Akinesien oder Beweglichkeitsfluktuationen litten. Die Add-on-Therapie erfolgte randomisiert doppelblind als einmal tägliche Einnahme von entweder Ropinirol CR (n=202) oder Plazebo (n=191).

Primärer Endpunkt war die Veränderung der im „Off“ verbrachten Zeit. Die Auswertung der Patiententagebücher ließ bereits nach zwei Wochen einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den beiden Kollektiven erkennen (Abb. 1). Am Ende der sechsmonatigen Studienlaufzeit hatte unter Add-on-Ropinirol CR die tägliche „Off“-Zeit um 2,1 Stunden abgenommen, unter Add-on-Plazebo nur um 0,3 Stunden.

Abb. 1. Veränderung der von Parkinson-Kranken täglich im „Off“ verbrachten Zeit nach Add-on-Ropinirol CR oder Add-on-Plazebo zu einer nicht mehr ausreichend wirksamen Levodopa-Therapie (Mittelwerte +/– Standardfehler); nach 2 Wochen p=0,0029, nach 8 Wochen p<0,0001, nach 24 Wochen p<0,0001 [nach Pahwa R, et al.]

Gleichermaßen statistisch signifikant war die Überlegenheit der Zusatztherapie mit Ropinirol CR gegenüber Add-on-Plazebo bei allen anderen klinischen Endpunkten: Zunahme der „On“-Zeit (ohne Zunahme von behindernden Dyskinesien) sowie Verbesserung von motorischen Funktionen, Alltagskompetenz, Stimmung, Schlafeffizienz und Lebensqualität. Die Verträglichkeit von Ropinirol CR war gut, was auch die mit Plazebo identische Rate (5%) an nebenwirkungsbedingten Medikationsabbrüchen widerspiegelt. Am häufigsten berichteten die Patienten im Verum-Arm über – in der Regel nach der Titrationsphase wieder abklingend – Dyskinesien (13 vs. 3%), Übelkeit (11 vs. 4%), Benommenheit/Schwindel (8 vs. 3%), Somnolenz (7 vs. 4%), Halluzinationen (6 vs. 1%) und orthostatische Hypotension (5 vs. 2%).

Quellen

Prof. Dr. med. Fabrizio Stocchi, Rom/Italien, Symposium „Continuous delivery of ropinirole: Improving the management of Parkinson’s disease“ veranstaltet von GlaxoSmithKline beim XVIIth WFN World Congress on Parkinson’s Disease and Related Disorders, Amsterdam/Niederlande, 12. Dezember 2007.

Pahwa R, et al. Ropinirole 24-hour prolonged release – randomized, controlled study in advanced Parkinson disease. Neurology 2007; 68:1108–15.

Psychopharmakotherapie 2008; 15(03)