Stefan Oetzel, Tübingen
Schizophrene Patienten erwarten von ihrer Behandlung nicht nur eine akute Verbesserung der Symptomatik, sondern stellen vermehrt Faktoren wie Lebensqualität, kognitive Fähigkeiten und Funktionalität im Alltag in den Vordergrund. In diesem Zusammenhang werden die Parameter Remission und Recovery zunehmend zur Beurteilung des Therapieerfolgs herangezogen. Dabei ist die Remission definiert über die drei Symptomeinheiten der Schizophrenie – Negativsymptomatik, formale Denkstörungen, psychotische Symptomatik – und deren Entwicklung während eines Zeitraums von mindestens sechs Monaten. Das Behandlungsziel Recovery beinhaltet zusätzlich das Erreichen eines „normalen“ Funktionsniveaus sowie einer „guten“ Lebensqualität und berücksichtigt dabei einen Zeitraum von zwei Jahren.
Therapieziel: Remission und Recovery bei Ersterkrankten
Bereits im frühen Stadium der Schizophrenie werden die Weichen für den weiteren Krankheitsverlauf gestellt. Daher sollte bei ersterkrankten Patienten von Beginn an eine konsequente und langfristig angelegte Therapie durchgeführt werden, um so die Remission beziehungsweise Recovery zu erreichen.
Eine gute Möglichkeit, die schizophrene Symptomatik dauerhaft zu kontrollieren und damit den Patienten zu stabilisieren, bietet langwirksames Risperidon (Risperdal® Consta®). Dies bestätigen auch die Ergebnisse einer Langzeituntersuchung, in deren Rahmen Ärzte schizophrene Patienten auf dieses Depot-Antipsychotikum umstellten. Nach zwölf Monaten konnten so von 394 Studienteilnehmern, die zunächst als „nicht remittiert“ beurteilt wurden, knapp 21% zusätzlich in Remission gebracht werden. Der PANSS(Positive and negative syndrome scale)-Gesamtscore verbesserte sich bei diesen Patienten signifikant von 66 auf 48 Punkte. Gleichzeitig wurden durch die Therapie Funktionalität und Lebensqualität gesteigert – die Parameter „mentale Gesundheit“, „Rollenerfüllung“, soziales Funktionieren“, und „Vitalität“ entwickelten sich positiv (Abb. 1). Dies deutet darauf hin, dass durch die Depotbehandlung nicht nur eine Remission, sondern auch das weiter gehende Behandlungsziel „Recovery“ erreicht werden kann.
Abb. 1. Remission und Lebensqualität nach Umstellung auf langwirksames Risperidon. Im Verlauf der zwölfmonatigen Behandlung konnten 82 von 394 Patienten (20,8%), die zunächst als „nicht remittiert“ galten, in Remission gebracht werden. Bei diesen verbesserten sich der PANSS-Gesamtscore, aber auch die Funktionalität und Lebensqualität gemäß SF(Short-Form)-36-Score deutlich.
Stabile Langzeittherapie mit Risperidon-Depot
Bei schizophrenen Patienten plant der behandelnde Arzt während der Übergangsphase zwischen Akutbehandlung und Stabilisierung in der Regel das weitere Vorgehen im Hinblick auf die langfristige Therapie. Welche Faktoren die Wahl einer Langzeittherapie beeinflussen und wie sich der klinische Verlauf in dieser entscheidenden Phase bei Umstellung auf Risperidon-Depot darstellt, wurde in den beiden Beobachtungsstudien „RIS-System“ und „Fast Forward“ untersucht – mit folgenden Ergebnissen: Die Entscheidung über die Langzeittherapie ist komplex und wird von vielen Variablen beeinflusst, wobei mangelnde Compliance unter der vorherigen Medikation sowie eine gute Wirksamkeit von oralem Risperidon in der Akutphase häufig als Gründe für den Einsatz von langwirksamem Risperidon genannt werden. Eine enge Beziehung zur behandelnden Institution erhöht zudem die Wahrscheinlichkeit für eine Depotbehandlung mit dem modernen Antipsychotikum. Psychopathologie, klinischer Gesamteindruck und Verträglichkeit bessern sich während der Umstellungsphase auf langwirksames Risperidon. So lag der Anteil derjenigen Patienten, die sich innerhalb eines Beobachtungszeitraums von sieben Wochen stabilisierten, bei 42%. Darüber hinaus kann die Behandlung mit dem Depot zur Verringerung der psychiatrischen Komedikation beitragen.
Fazit
Langwirksames Risperidon ermöglicht eine stabile Langzeittherapie und somit eine nachhaltige Rehabilitation schizophrener Patienten. Zukunftsorientierte Behandlungsziele wie Remission oder Recovery und die damit verbundenen patientenrelevanten Kriterien, beispielsweise Verbesserung von Lebensqualität und Funktionalität, können so erreicht werden. Dabei profitieren auch und besonders ersterkrankte Schizophreniepatienten von der Behandlung mit dem atypischen Depotpräparat.
Quelle
Prof. Dr. Andreas Heinz, Berlin, Priv.-Doz. Dr. Martin Lambert, Hamburg, Dr. Karsten Wolf, Marienheide, Dr. Bernd Ibach, Neuss, Dr. Werner Kissling, München. DGPPN-Satellitensymposium „Elemente einer zukunftsorientierten Schizophrenietherapie“, veranstaltet von Janssen-Cilag, Berlin, 21. November 2007.
Psychopharmakotherapie 2008; 15(03)