Dr. Alexander Kretzschmar, München
Die Complianceforschung zeigt, dass das Handling der antipsychotischen Behandlung schizophrener Patienten eine wichtige Determinante für die langfristige Therapietreue ist. Tägliche Mehrfachgabe und umständliches Auftitrieren bis zur Zieldosis stärken beim Patienten nicht das Vertrauen zur Medikation. Complianceprobleme gehören daher auch unter den atypischen Antipsychotika in der Routineversorgung „zum täglichen Brot der Schizophrenietherapie“, so Prof. Hans-Jürgen Möller, München. Ein Absetzen der Antipsychotikatherapie erhöht jedoch das Rückfallrisiko um fast das Fünffache. Trotzdem brechen insgesamt rund 40 bis 70% der Patienten die medikamentöse Therapie ganz oder teilweise ab. Jeder Rückfall aufgrund eines Therapieabbruchs erhöht den Bedarf an stationärer Behandlung, steigert die Belastung für die Familien und erhöht das Risiko einer Therapieresistenz.
Die tägliche Einmalgabe ermöglicht eine einfachere und schnellere Aufdosierung, die Zieldosis von 600 mg/d wird bereits am zweiten Tag erreicht. Als Startdosis werden 300 mg/d empfohlen. Danach sollte die Dosis individuell titriert werden. In der Erhaltungstherapie kommt man meist mit 600 mg/d aus, berichtete Joachim Heymann, Wedel.
Schnellere Aufdosierung ohne Verträglichkeitsnachteile
Zu der neuen Formulierung liegen bislang Daten aus 20 kontrollierten klinischen Studien mit 3 231 Patienten vor. Das dort dokumentierte Wirkprofil entspricht den Erfahrungen mit der zweimal täglichen Gabe. In drei Akutstudien wurden mit den drei Prüfdosierungen – 400, 600 und 800 mg/d Quetiapin – eine signifikante Verbesserung der PANSS(Positive and negative syndrome scale)-Werte sowie der Krankheitsschwere auf der CGI-I(Clinical global impression – improvement)-Skala erzielt. Trotz schnellerer Aufdosierung ist der Anteil der Patienten mit einer unerwünschten Sedierung mit 12,7% etwas niedriger als unter der Zweimalgabe (15,4%; Plazebo: 6,6%).
In einer Langzeitstudie über 12 Monate wurde das Rückfallrisiko nach sechs Monaten im Vergleich zu Plazebo um 84% gesenkt (Quetiapin: 14,3%; Plazebo: 68,2%). In Switch-Studien zeigten fast 60% der Studienteilnehmer, die wegen Wirksamkeits- oder Verträglichkeitsproblemen von anderen Antipsychotika auf Quetiapin als Einmalgabe umgestellt wurden, nach drei Monaten eine deutliche klinische Besserung.
Quelle
Prof. Dr. Hans-Jürgen Möller, München, Joachim Heymann, Wedel, Pressekonferenz „Neue Therapieoption in der Schizophreniebehandlung: Seroquel® Prolong zur täglichen Einmalgabe“, veranstaltet von AstraZeneca Deutschland, München, 26. Februar 2008.
Psychopharmakotherapie 2008; 15(03)