Dr. Alexander Kretzschmar, München
Der Zulassungsantrag bei der europäischen Arzneimittelzulassungsbehörde EMEA basierte auf den Ergebnissen der IDEAL-Studie (Investigation of transdermal exelon in Alzheimers’s disease). In dieser randomisierten, doppelblinden Vergleichsstudie wurden 1195 Patienten (Ø 73 Jahre) mit einer Alzheimer-Demenz (MMSE 10–20; Ø 16,5) über 24 Wochen mit den Rivastigmin-Pflaster (9,5 mg/d) oder Rivastigmin-Kapseln (12 mg/d) oder Plazebo behandelt. Primärer Endpunkt waren die Veränderung der Kognition, gemessen mit der ADAS-cog-Skala, die Alltagskompetenz (ADAS-ADL) und das globale Arzturteil im ADCS-CGIC.
Gastrointestinale Verträglichkeit „erstaunlich gut“
Die Auswertung nach 24 Wochen zeigte für beide Rivastigmin-Darreichungsformen in allen Zielparametern vergleichbar signifikante Vorteile gegenüber Plazebo (p<0,05). Während die Plazebo-Gruppe deutliche Verschlechterungen ihrer Kognitionsleistung und Alltagskompetenz hinnehmen musste, zeigten beide Rivastigmin-Gruppen eine leichte Verbesserung der Kognition sowie nur eine sehr geringe Abnahme der Alltagskompetenz. Bemerkenswert war die gute gastrointestinale Verträglichkeit bei der Pflasteranwendung von Rivastigmin; die Drop-out-Rate und die Nebenwirkungsinzidenz lagen hier auf Plazebo-Niveau. Normalerweise limitieren vor allem Magen-Darm-Beschwerden die Anwendung der Cholinesterase-Inhibitoren.
Dieses verbesserte Verträglichkeitsprofil ist vermutlich auf die gleichmäßigen Plasmaspiegel des Pflasters ohne unerwünschte Wirkstoffspitzen zurückzuführen (Abb. 1). Die einfache Applikation hat auch den Vorteil, dass mehr Alzheimer-Patienten mit einer therapeutisch effektiven Dosis bei besserer Verträglichkeit behandelt werden können. Eine Erhebung des Instituts für Seelische Gesundheit bei Mannheimer Nervenärzten ergab in diesem Zusammenhang, dass jeder dritte Alzheimer-Patient mit einem Cholinesterase-Inhibitor zu niedrig eingestellt ist.
Abb. 1. Plasmaspiegel von Rivastigmin bei Anwendung als Kapsel oder Pflaster
Auch aus dermatologischer Sicht war das Rivastigmin-Pflaster gut verträglich. Nur 2% der Studienteilnehmer brachen die Behandlung wegen Unverträglichkeiten vorzeitig ab. Rötungen (7,6%) und Juckreiz (6,7%) traten vergleichsweise selten auf.
Die Betreuer zeigten eine eindeutige Präferenz zugunsten des Pflasters. Die gute Haftwirkung und einfach Applikation erleichtern für sie die Sicherstellung der Einnahme der Medikation.
Das Rivastigmin-Pflaster steht in zwei Dosierungsstufen zur Verfügung, mit Freigabemengen von 4,6 mg oder 9,5 mg/24 Stunden. Die Therapieeinleitung erfolgt mit dem niedriger dosierten Pflaster, bei guter Verträglichkeit über mindestens vier Wochen sollte auf das 9,5-mg-Pflaster umgestellt werden, dies ist die empfohlene Erhaltungsdosis.
Quellen
Prof. Dr. med. Alexander Kurz, München, Hintergrundgespräch Exelon® „Wirkung, die berührt: erstes Pflaster gegen Alzheimer“, Berlin, 21. September 2007, veranstaltet von Novartis Deutschland.
Fachinformation Exelon® transdermales Pflaster (Stand September 2007).
Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt PPT Extra Nr. 30 bei. Wir bitten unsere Leser um Beachtung.
Psychopharmakotherapie 2008; 15(02)