Alzheimer-Demenz

Behandlung mit Nervenwachstumsfaktor


Prof. Dr. med. H. C. Diener, Essen

Ein gentherapeutischer Ansatz könnte das Fortschreiten der Alzheimer-Demenz verlangsamen: Die Ergebnisse einer Studie mit 8 Patienten, denen Nervenwachstumsfaktor-produzierende Fibroblasten in den Nucleus basalis Meynert transplantiert wurden, wurden kürzlich publiziert.

In der Vergangenheit war bereits versucht worden, das Fortschreiten der Alzheimer-Demenz durch die intraventrikuläre Gabe von Nervenwachstumsfaktoren zu verlangsamen. Diese Versuche mussten allerdings rasch aufgegeben werden, da es durch die intraventrikuläre Gabe von Nervenwachstumsfaktoren zu Schmerzen und massiver Gewichtsabnahme bei den Patienten kam.

Ein anderer Ansatz wurde kürzlich publiziert: Bei 8 Patienten mit Alzheimer-Demenz wurden zunächst Fibroblasten aus Hautbiopsien gewonnen und mit einem retroviralen Vektor dahingehend modifiziert, dass sie menschlichen Nervenwachstumsfaktor (nerve growth factor, NGF) produzieren. Anschließend wurden die so veränderten Zellen stereotaktisch bilateral in den Nucleus basalis Meynert injiziert.

Bei 6 Patienten konnte der weitere Krankheitsverlauf über 22 Monate verfolgt werden. Die Ergebnisse im Mini-Mental-Status-Test (MMST) und in der kognitiven Skala der Alzheimer’s Disease Assessment Scale (ADAS-Cog) zeigten eine Verlangsamung in der Geschwindigkeit des kognitiven Abbaus. In wiederholten PET-Untersuchungen mit radioaktiv markierter Fluorodesoxyglucose wurden ein Anstieg der Glucose-Aufnahme und damit ein verbesserter Hirnmetabolismus beobachtet.

Bei 2 Patienten kam es zur zerebralen Blutung, ein Patient verstarb 5 Wochen nach der Operation. Bei diesen Patienten zeigten histologische Untersuchungen eine eindeutige Expression von Nervenwachstumsfaktor in den Transplantaten und ein Aussprossen cholinerger Axone in den Bereichen, in die die gentechnisch modifizierten Fibroblasten injiziert worden waren.

Mit dieser Studie wird gezeigt, dass gentechnisch veränderte Fibroblasten, die menschlichen Nervenwachstumsfaktor produzieren, transplantiert werden können. Dies lässt die Hoffnung zu, dass auf diese Weise der Verlauf der Alzheimer-Demenz verlangsamt werden kann. Zwei schwerwiegende Blutungen bei 8 operierten Patienten sind allerdings eine nicht tolerable Rate an Nebenwirkungen. Darüber hinaus muss der Erfolg dieser Behandlung an einer größeren Zahl von Patienten belegt werden.

Quelle

Tuszynski MH, et al. A phase 1 clinical trial of nerve growth factor gene therapy for Alzheimer disease. Nat Med 2005;11:551–5.

Psychopharmakotherapie 2006; 13(01)