Die EKT hat in der letzten Dekade in vielerlei Hinsicht einen Aufschwung erlebt. Die Anwendungszahlen in Deutschland haben sich etwa verdoppelt, die Leitlinien zu unipolarer Depression, bipolarer affektiver Störung und Schizophrenie sprechen klare Behandlungsempfehlungen aus, und zum ersten Mal ist die Mitwirkung bei der EKT verpflichtender Bestandteil der neuen Weiterbildungsordnung zum Facharzt/Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Nach mehr als 80 Jahren der klinischen Anwendung, in denen die EKT wie wohl keine sonstige Therapieform auch gesellschaftlichen Einflüssen unterlegen war, scheint sich aktuell eine zunehmend sachbezogene, wissenschaftlich fundierte Bewertung der EKT zu etablieren.
Weiterhin und trotz dieser vielfältigen positiven Entwicklungen ist die EKT in der Versorgung von Patienten mit schweren und Pharmakotherapie-resistenten affektiven und psychotischen Störungen unterrepräsentiert. Regionale Verfügbarkeit bzw. die Behandlung in spezifischen Settings bestimmen entscheidend darüber, ob Patienten die EKT als Behandlungsoption angeboten wird. Zum Teil weit überregionale Zuweisungen an größere EKT-Zentren können nur einen kleinen Teil des Bedarfs decken, sodass eine insgesamt breitere Verfügbarkeit der Therapie in Versorgungskliniken und perspektivisch auch im ambulanten Bereich dringend anzustreben ist.
Die AG Elektrokonvulsionstherapie der AGNP möchte zur Etablierung eines evidenzbasierten Einsatzes der EKT anregen und beitragen. Durch die Unterstützung kooperativer Forschungsprojekte soll die weitere Aufklärung von Einflussfaktoren, Responseprädiktoren und Wirkungsmechanismen der Behandlung vorangetrieben werden. Kongressbeiträge, Stellungnahmen und Publikationen in den Organen der AGNP sollen den klinischen und wissenschaftlichen Austausch zur EKT erleichtern und fördern. Insbesondere für Kolleginnen und Kollegen an Kliniken, die EKT neu als Therapieverfahren implementieren möchten, kann im Rahmen der AG eine Unterstützung mittels Peer-Support oder eines Mentorings angeboten werden.
Als Gründungsmitglieder der AG Elektrokonvulsionstherapie der AGNP freuen wir uns auf die gemeinsame Arbeit. Zugleich möchten wir alle Interessierten einladen, sich im Rahmen dieser neuen, dynamischen Arbeitsgruppe in einem weiterhin klinisch wie auch wissenschaftlich spannenden Feld mit uns gemeinsam zu engagieren. Bei Interesse an einer aktiven Mitarbeit in der AG oder jeglichen sonstigen Anliegen zur EKT, sprechen Sie uns gerne an!
Priv.-Doz. Dr. David Zilles-Wegner (Vorsitzender), Priv.-Doz. Dr. Nils Freundlieb (Stv. Vorsitzender), Prof. Dr. Alexander Sartorius (Stv. Vorsitzender), Prof. Dr. Annette Brühl, Dr. Matthias Besse, Dr. Isabel Methfessel
Psychopharmakotherapie 2021; 28(04):170-171