Prof. Dr. Gerd Laux, Soyen/Waldkraiburg/München
Prof. Dr. med. Fritz Reimer kann am 6. Februar 2021 seinen 90. Geburtstag begehen. Dies wollen wir zum Anlass nehmen, ihm in Form einer kurzen Würdigung zu gratulieren und ihm für sein unermüdliches Engagement für die empirische, versorgungsorientiert-praxisgerechte Psychiatrie zu danken.
Fritz Reimer wurde in Breslau geboren, war Arzt an den Kliniken in Rostock, Bremen und Kiel, dann von 1969 bis 1996 Direktor des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Weinsberg.
Er war langjähriges Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie, jahrelang Vorsitzender der Bundesdirektorenkonferenz, Mitglied der Enquete-Kommission der Bundesregierung zur Lage der Psychiatrie in Deutschland. 1978 war er beim Weltkongress in Barcelona Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Biologische Psychiatrie (DGBP). 1996 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Er war und ist bekannt als ausgeprägte Persönlichkeit, als dynamische Person, keinen (Zeitgeist-)Konflikt scheuender Streiter, der seine fachliche Meinung kundtut und den keine administrativen oder bürokratischen Zwänge lähmen. Noch heute arbeitet Prof. Reimer in seiner Facharzt-Praxis zusammen mit seiner als psychologische Psychotherapeutin tätigen Ehefrau und leitet eine Privatklinik im Schwarzwald.
Seine Weinsberger Klinik galt als Modellklinik für die Sozialpsychiatrie, dort etablierte er auch eine der ersten Verhaltenstherapie-Stationen in Deutschland und förderte die Spezialisierung u. a. durch Implementierung von Depressions- und neuropsychiatrischen Intensiv-Stationen. Für den begeisterten Reiter war Sport ein obligater Teil der Behandlung – im Gutshof fand vor allem für die Kinder- und Jugendpsychiatrie auch Reittherapie statt. Schon in den 1970er Jahren setzte er also auf die heute propagierte Körpertherapie! Zahlreiche klinische Studien und Publikationen gingen aus dieser Klinik hervor, von seinen Schülern wurde eine Reihe von Lehrstühlen und Chefarztpositionen besetzt.
Prof. Reimer kann als seltenes Beispiel für die Synthese von biologischem und Sozial-Psychiater gelten. Die Versorgung chronisch Psychose-Kranker lag ihm besonders am Herzen, er etablierte Übergangseinrichtungen und berufliche Rehabilitationsplätze in Betrieben. Als unerbittlicher Kritiker der Psychoanalyse förderte er eine pragmatische Psychotherapie mit Wirksamkeitsnachweis. Die Psychopharmakotherapie stand und steht für ihn im Zentrum. Deshalb vonseiten der „Psychopharmakotherapie“ heute Anerkennung und herzlichen Dank für sein mutig-dynamisches Wirken!
Als einer seiner Schüler im Namen der Herausgeber
Prof. Dr. Gerd Laux
Psychopharmakotherapie 2021; 28(01):31-34