Dr. Heike Oberpichler-Schwenk, Stuttgart
Der Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptormodulator Fingolimod (Gilenya®) ist als krankheitsmodifizierende Monotherapie im Rahmen der schubförmig-remittierend verlaufenden MS zugelassen. In der INFORMS-Studie wurde untersucht, ob auch Patienten mit PPMS von Fingolimod profitieren können. In 148 Zentren wurden 970 Patienten randomisiert einer mindestens 36-monatigen Behandlung mit Fingolimod oder Placebo zugewiesen. Zur Wirksamkeitsbeurteilung wurden Daten von 336 Patienten mit 0,5 mg/Tag Fingolimod herangezogen; in die Sicherheitsbeurteilung flossen auch Daten von 147 Patienten ein, die zunächst 1,5 mg/Tag Fingolimod erhalten hatten, aber aufgrund einer Protokolländerung Ende 2009 auf 0,5 mg/Tag umgestellt wurden. Die Placebo-Gruppe umfasste 487 Patienten.
Primärer Endpunkt war die Zeit bis zur nach drei Monaten bestätigten Behinderungsprogression, definiert als
- Anstieg des EDSS (Expanded disability status score) um 1 Punkt bei einem Augangswert von ≤5,0 Punkten bzw. um 0,5 Punkte bei ≥5,0 Punkten,
- Zunahme des Zeitbedarfs im 25-Foot-Timed-Walk-Test (Prüfung der Gehgeschwindigkeit) um ≥20% oder/und
- Zunahme des Zeitbedarfs im Steckbrett-Test (9-Hole-Peg-Test; Prüfung der Armfunktion) um ≥20%.
Unter der bis zu 5-jährigen Behandlung zeigte sich weder im kombinierten primären Endpunkt noch in seinen Komponenten ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Verum- und Placebo-Gruppe. Der primäre Endpunkt trat laut Kaplan-Meier-Analyse in der Verum-Gruppe bei 77,2% und in der Placebo-Gruppe bei 80,3% der Patienten ein (Hazard-Ratio 0,95; p=0,544).
Die Ergebnisse der Sicherheitsbeurteilung entsprachen den Ergebnissen aus Fingolimod-Studien zur schubförmig-remittierenden MS.
Die Autoren schließen, dass der antiinflammatorische Therapieansatz mit Fingolimod bei PPMS nicht zum Ziel führt.
Quelle
Lublin F, et al. Oral fingolimod in primary progressive multiple sclerosis (INFORMS): a phase 3, randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet 2016;387:1075–84.
Psychopharmakotherapie 2016; 23(03)