Langzeittherapie bei Morbus Parkinson

Piribedil verbessert Motorik, Depression und Vigilanz


Dr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Die Erkrankung selbst, aber auch die Medikation führt bei Parkinson-Patienten häufig zu einer Abnahme der Vigilanz. Nicht selten entwickeln sich bei den Betroffenen auch depressive Verstimmungen. Im Rahmen einer Langzeitstudie (PIRLONG-PD) konnte gezeigt werden, dass der Dopaminagonist Piribedil, der eine zusätzliche noradrenerge Wirkkomponente aufweist, nicht nur zu einer nachhaltigen Verbesserung der Motorik, sondern auch der Vigilanz und der depressiven Symptomatik führt. Die Ergebnisse dieser Studie wurden bei einem von der Firma Desitin Arzneimittel GmbH veranstalteten Meet-the-Expert vorgestellt.

Parkinson-Patienten leiden nicht nur unter der Störung ihrer Motorik. Vielmehr kommt es auch bei jedem zweiten Betroffenen zu einer Abnahme der Vigilanz mit vermehrter Tagesmüdigkeit und auch zu depressiven Verstimmungen. Deshalb ist es vorteilhaft, wenn die eingesetzten Medikamente auch diese Begleitsymptome günstig beeinflussen; dadurch kann die Lebensqualität wesentlich verbessert werden.

Dopaminagonist mit noradrenerger Wirkung

Bei der Therapie des Morbus Parkinson haben sich Dopaminagonisten sehr bewährt. Piribedil (Clarium®) verfügt als einziger Dopaminagonist zusätzlich über eine noradrenerge Wirkkomponente. Deshalb entfaltet diese Substanz neben einer Verbesserung der Motorik auch eine günstige Wirkung auf die Vigilanz und die depressive Symptomatik. Die Substanz ist seit 2007 auf der Basis von zwei kontrollierten randomisierten Doppelblindstudien in der Mono- und Kombinationstherapie des idiopathischen Parkinson-Syndroms zugelassen [1, 4].

PIRLONG-PD-Studie

Im Rahmen einer nichtinterventionellen, prospektiven Langzeitstudie (PIRLONG-PD) wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Piribedil bei 819 Parkinson-Patienten unter Praxisbedingungen über zwei, optional auch vier Jahre untersucht, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Vigilanz (Epworth-Sleepiness-Scale) und die depressiven Symptome (Beck-Depressions-Inventar) gerichtet wurde. Die Daten der Auswertungen nach 6 und 24 Monaten wurden bereits publiziert [2, 3].

Auch bei einer längeren Beobachtung über zwei bis maximal vier Jahre blieben die positiven Effekte voll erhalten und das bei guter Verträglichkeit. Dies gilt sowohl für die Motorik (UPDRS III) als auch für die Begleitsymptome wie Tagesmüdigkeit, Apathie und Depression. Bei den exzessiv tagesmüden Patienten konnte über die vollen vier Jahre mit Piribedil die Tagesfrische wiederhergestellt und stabilisiert werden. Bei der überwiegenden Zahl der depressiven Patienten war eine zusätzliche antidepressive Medikation nicht erforderlich.

Die Therapie wurde gut vertragen. Nur 12% der Patienten brachen die Therapie wegen mangelnder Verträglichkeit und 8% wegen unzureichender Wirksamkeit ab. Insgesamt traten bei 25,9% der Patienten unerwünschte Arzneimittelwirkungen auf, davon die Hälfte innerhalb der ersten sechs Behandlungswochen. Die häufigsten beobachteten Nebenwirkungen waren Übelkeit, Ermüdung, Halluzinationen, Schwindel, Verwirrtheit, Albträume, Synkopen und Unruhe.

Fazit

Der Dopaminagonist Piribedil, der als einziger über eine noradrenerge Wirkkomponente verfügt, ist das Medikament der Wahl bei Parkinson-Patienten, bei denen andere Dopaminagonisten nicht die gewünschte Wirkung zeigen oder bei denen Begleitsymptome wie eine vermehrte Tagesmüdigkeit oder eine depressive Verstimmung vorliegen.

Quelle

Dr. Reinhard Ehret, Berlin; Meet-the-Expert: „PIRLONG-PD – Prospektive 4-Jahres-Langzeitstudie zum Effekt von Piribedil auf Vigilanz und Depression bei Parkinson-Patienten“, veranstaltet von Desitin Arzneimittel GmbH im Rahmen der 88. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), Düsseldorf, 23. September 2015.

Literatur

1. Castro-Caldas A, et al. The Parkinson-Control study: a 1-year randomized, double-blind trial comparing piribedil (150 mg/day) with bromocriptine (25 mg/day) in early combination with levodopa in Parkinson’s disease. Mov Disord 2006;21:500–9.

2. Ehret R, et al. Reduktion depressiver Symptome und verbesserte Lebensqualität unter Piribedil bei Parkinson-Patienten. Psychopharmakotherapie 2012;19:69–71.

3. Ehret R, et al. Langzeitwirkung von Piribedil auf Motorik und Vigilanz. Psychopharmakotherapie 2014;21:150–2.

4. Rascol O, et al. Early piribedil monotherapy of Parkinson’s disease: A planned seven-month report of the REGAIN study. Mov Disord 2006;21:2110–5.

Psychopharmakotherapie 2015; 22(06)