Multiple Sklerose

Früher Therapiebeginn verzögert Progression


Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Axonale Schäden treten bei Patienten mit multipler Sklerose (MS) früh im Krankheitsverlauf auf. Je früher eine Behandlung einsetzt, um so wirksamer ist sie und um so größer sind die Chancen, die Progression zu verzögern und schwere Behinderungen zu verhindern.

Eine multiple Sklerose (MS) kann heute dank der McDonald-Kriterien früh diagnostiziert und damit auch früh behandelt werden. Folgenreiche Schäden an den Axonen treten vor allem in den ersten fünf Jahren der Erkrankung auf, sie gilt es zu verhindern. Durch kernspintomographische Untersuchungen (MRT) ist es zudem möglich, Hochrisiko-Patienten zu erkennen, die eine MS mit stärkerer Behinderung entwickeln werden. Die Zahl der Läsionen im MRT zu Beginn der Erkrankung erlaubt eine Vorhersage über das Ausmaß der Behinderung nach 14 Jahren. Darüber hinaus können mit Hilfe von MRT-Untersuchungen sechs Monate nach Therapiebeginn Patienten erkannt werden, die optimal oder nur suboptimal auf die Therapie ansprechen.

Mittlerweile liegen die Ergebnisse von vier großen Studien (CHAMPS, PRECISE, ETOMS und BENEFIT) bei Patienten mit klinisch isoliertem Syndrom (CIS) vor, die belegen, das die Manifestation einer MS (CDMS) durch eine frühe Therapie verzögert oder verhindert werden kann. So senkte die Frühtherapie mit intramuskulärem Interferon beta-1a (Avonex®) in der CHAMPS (Controlled high risk subjects Avonex multiple sclerosis prevention study) das Risiko einer CDMS um 51% im Vergleich zu Plazebo, in der Hochrisikogruppe sogar um 66%. Während in der Plazebo-Gruppe im Mittel nach 271 Tagen ein zweiter Schub auftrat, dauerte dies in der Interferon-Gruppe 930 Tage. Die mittlere jährliche Schubrate wurde durch die Interferon-Behandlung signifikant um 52% verringert.

Effekt hält lange an

Wie die Ergebnisse der Folgestudie CHAMPIONS (Controlled high risk Avonex multiple sclerosis prevention study in ongoing neurological surveillance) belegen, ist das Risiko der Progression zur CDMS auch nach zehn Jahren noch deutlich geringer als bei einem verzögerten Therapiebeginn (Abb. 1). Die mittlere jährliche Schubrate war in der seit Beginn mit Interferon beta-1a therapierten Gruppe um 47% geringer als bei den Patienten mit verzögertem Behandlungsbeginn.

Abb. 1. CHAMPIONS-Studie: Eine frühe Therapie mit Interferon beta-1a reduziert über zehn Jahre das Risiko eines Übergangs in eine klinisch manifeste MS um 40% [Kinkel RP, et al. Poster P06.137, 61st Annual Meeting of the American Academy of Neurology, Seattle, 25. April bis 2. Mai 2009]

Daten der ASSURANCE-Studie belegen, dass Patienten, die bis zu 15 Jahre mit intramuskulärem Interferon beta-1a behandelt wurden und das Präparat aktuell auch erhalten, eine signifikant geringere Behinderungsprogression gemessen am EDSS (Expanded disability status score) im Vergleich zu Patienten aufweisen, die aktuell nicht mit dem Interferon behandelt werden.

Adhärenz entscheidend

Für eine hohe Wirksamkeit ist – gerade auch bei langer Anwendung – eine gute Adhärenz entscheidend. Das globale Adhärenzprojekt (GAP) zeigte, dass Patienten, die einmal pro Woche intramuskuläres Interferon beta-1a injizierten, eine höhere Adhärenz aufwiesen als Patienten, die mehrmals wöchentlich Medikamente applizieren mussten. Für neu einzustellende Patienten steht im ersten Jahr das Therapiebegleitprogramm AVOSTART-1a zur Verfügung, das nicht nur den Patienten, sondern auch die MS-Schwestern in Klinik und Praxis unterstützt. Aus einem optimierten Therapieeinstieg mit einfacher Anwendung und guter Verträglichkeit verspricht man sich eine hohe Wirksamkeit mit erhöhter Lebensqualität für die Patienten.

Quellen

Dr. Maria del Mar Tintoré, Barcelona, Satellitensymposium „Redefining success in MS: challenging treatment expectations“, veranstaltet von Biogen Idec beim 25. Kongress des European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis, Düsseldorf, 11. September 2009.

Dr. Norman Putzki, St. Gallen/Schweiz, Natalie Núñez-Gómez, Ismaning, Presse-Roundtable „Parameter für eine effektive MS-Behandlung: optimaler Therapiestart mit Avonex®“, Düsseldorf, 11. September 2009, veranstaltet von Biogen Idec.

Psychopharmakotherapie 2010; 17(01)