Priv.-Doz. Dr. Dieter Angersbach, Wolfratshausen
In die Studie wurden 116 ältere Patienten (≥70 Jahre) eingeschlossen, die nach einer depressiven Episode remittiert waren. Sie wurden randomisiert vier Behandlungsarmen zugeteilt und erhielten eine 2-jährige Erhaltungstherapie mit
● einer Pharmakotherapie (Paroxetin, mediane Dosis 30 mg/d) und dem Arztgespräch („clinical management“),
● Plazebo und dem Arztgespräch,
● einer monatlichen interpersonellen Therapie (IPT) und einer Pharmakotherapie oder
● einer monatlichen IPT und Plazebo.
Die Visiten fanden in monatlichen Abständen statt. Ein Rückfall wurde angenommen, wenn die DSM-IV-Kriterien für eine Major Depression zutrafen und der HAMD-17-Score ≥15 war.
Residualsymptome (u.a. Stimmung, Schlafstörungen, Angst) wurden mit von der HAMD-Skala abgeleiteten Subskalen beurteilt. Schlafstörungen wurden zudem mit dem Pittsburgh Sleep Quality Index gemessen.
Es zeigte sich, dass eine erhöhte Gesamtbelastung durch Residualsymptome einen Rückfall wahrscheinlich macht. Weiterhin erhöhen Schlafstörungen und/oder Angstsymptome unabhängig von der Gesamtbelastung signifikant das Risiko eines Rückfalls. Bemerkenswert ist, dass eine gedrückte Stimmung nicht die Rückfallgefahr vergrößerte.
Die größte Gefahr für einen Rückfall ging von fortbestehenden Angstsymptomen aus. Die Mehrzahl von Patienten mit höherem Angstscore, die mit Plazebo behandelt wurden, waren nach kurzer Zeit wieder depressiv (Abb. 1). Unter einer Plazebo-Behandlung lag die mediane Zeit bis zum Rückfall bei den Patienten mit einer Angstsymptomatik bei 30 Wochen. Dagegen wurde der Medianwert in den drei anderen Gruppen während der Beobachtungszeit von 2 Jahren nicht erreicht. Die Behandlung mit einer IPT unterschied sich nicht von einer Plazebo-Behandlung.
Abb 1. Überlebenskurve (depressionsfreie Intervalle) bei Vorhandensein und Fehlen von residualer Angst unter Plazebo oder einem Antidepressivum
Die Untersuchung zeigt, dass der behandelnde Arzt nach abgeklungener Depression bei älteren Patienten verstärkt auf Restsymptome, insbesondere auf gestörten Schlaf und Angstsymptome, achten sollte. Bei Fortbestehen solcher Symptome sollten die Patienten weiterhin mit einem Antidepressivum behandelt werden. Nach Meinung der Autoren sollte zudem eine zusätzliche Behandlung der Schlafstörungen beziehungsweise der Angstsymptomatik in Erwägung gezogen werden.
Quelle
Dombrovski AY, et al. Residual symptoms and recurrence during maintenance treatment of late-life depression. J Aff Disord 2007;103:77–82.
Psychopharmakotherapie 2008; 15(04)