Prof. Dr. H. C. Diener, Essen
In klinischen Studien zum Einsatz von Methoden zur Migräneprophylaxe, seien sie medikamentös oder nicht medikamentös, ist nach den Empfehlungen der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft und der europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) der Einsatz von und der Vergleich gegenüber Plazebo erforderlich. Nur so kann ein unspezifischer von einem spezifischen Effekt unterschieden werden.
In einer Metaanalyse wurden daher in 32 Publikationen zur medikamentösen Prophylaxe der Migräne Wirkungen und Nebenwirkungen von Plazebo untersucht.
Der Anteil der Patienten, die bei Gabe von Plazebo eine mindestens 50%ige Reduktion der Migränefrequenz zeigten, betrug 21%. Bei Studien mit Parallelgruppendesign war der Plazebo-Effekt mit 22% signifikant größer als bei Cross-over-Studien (p<0,01). Der Plazebo-Effekt war in Studien in Europa mit 25,4% signifikant größer als in Studien, die in Nordamerika durchgeführt wurden. Dort betrug der Plazebo-Effekt nur 16,8% (p<0,001).
Über alle Studien hinweg betrug die durchschnittliche Reduktion der Migräneattacken bei Gabe von Plazebo 0,8 Attacken pro Monat. Dies entspricht einer mittleren Reduktion der Migränefrequenz von 18%.
30% aller Patienten, die mit Plazebo behandelt wurden, klagten über Nebenwirkungen, der Prozentsatz war mit 63% in Nordamerika signifikant höher als mit 22% in Europa (p<0,01).
Kommentar
Verglichen mit Studien zur Akuttherapie von Migräneattacken zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Metaanalyse, dass die Plazebo-Rate bei der Migräneprophylaxe deutlich niedriger liegt als bei der Akuttherapie von Migräneattacken.
In der Studie werden große Unterschiede in der Reaktion auf Plazebo zwischen den Vereinigten Staaten und Europa gezeigt, so dass es bei der Neuentwicklung von Medikamenten wünschenswert ist, auf beiden Kontinenten Studien durchzuführen.
Besonders auffällig ist der große Unterschied in den Nebenwirkungsraten. Dies mag damit zusammenhängen, dass bei einem Teil der Studien, die in den Vereinigten Staaten durchgeführt werden, aktiv nach Nebenwirkungen gefragt wird, während in Europa überwiegend spontan berichtete Nebenwirkungen erfasst werden.
Für die Planung von klinischen Studien ist es besonders wichtig zu wissen, dass bei Cross-over-Studien der Plazebo-Effekt geringer ist als bei Studien mit Parallelgruppendesign. Wenn Budgetrestriktionen bestehen und nur kleine Patientenzahlen rekrutiert werden können, ist also das Cross-over-Design vorzuziehen.
Quelle
Macedo A, et al. Placebo response in the prophylaxis of migraine: a meta-analysis. Eur J Pain 2008;12:68–75.
Psychopharmakotherapie 2008; 15(04)