Idiopathisches Parkinson-Syndrom

Ropinirol in der Früh- und Langzeittherapie


ho

Eine initiale Monotherapie mit dem nicht-ergolinen Dopaminagonisten Ropinirol (ReQuip®) bereits früh nach Diagnose eines idiopathischen Parkinson-Syndroms verzögerte das Auftreten von therapieinduzierten Dyskinesien im Vergleich mit einer initialen Levodopa-Therapie um etwa drei Jahre. Der Vorteil war auch nach zehn Jahren noch deutlich. In jüngerer Zeit erfahren auch Wirkungen der Parkinson-Therapie auf nichtmotorische Symptome vermehrt Aufmerksamkeit.

Nach Diagnose eines idiopathischen Parkinson-Syndroms sollte möglichst früh eine symptomatische dopaminerge Therapie eingeleitet werden, auf jeden Fall dann, wenn sich aus der motorischen Symptomatik eine signifikante Beeinträchtigung im Beruf oder in den wesentlichen Aktivitäten des täglichen Lebens oder soziale Einschränkungen oder eine signifikante Minderung der Lebensqualität ergeben. Ein späterer Therapiebeginn kann nicht die Entwicklung von Behandlungskomplikationen hinauszögern. Für die frühe Therapie wird, außer bei alten und multimorbiden Patienten, die initiale Therapie mit einem Dopaminagonisten empfohlen. Damit kann das Risiko für Levodopa-induzierte Dyskinesien verringert werden, wie für verschiedene Vertreter dieser Substanzgruppe gezeigt wurde. So wiesen in der Studie 056 von Rascol et al. Patienten in in einem frühen Krankheitsstadium auf eine Ropinirol-Monotherapie eingestellt worden waren, nach fünf Jahren zu 20% Dyskinesien auf, bei initialer Levodopa-Therapie zu 45%. Der Beginn von Dyskinesien war in der Ropinirol-Gruppe um etwa drei Jahre verzögert. Am Ende der fünfjährigen Doppelblindphase war in der Ropinirol-Gruppe ein Drittel der Patienten noch unter Ropinirol-Monotherapie, die anderen erhielten inzwischen zusätzlich Levodopa in einer durchschnittlichen Tagesdosis von 427 mg. Die Patienten der Vergleichsgruppe nahmen im Durchschnitt täglich 753 mg Levodopa. Die durchschnittliche Ropinirol-Dosis betrug 16,5 mg/d.

Von den 130 Patienten, die die Studie 056 abgeschlossen hatten, nahmen 69 an einer Anschlussbeobachtung teil, davon 48 Patienten für eine Gesamtbeobachtungsdauer von zehn Jahren. Der nach fünf Jahren erkennbare Vorteil der initialen Ropinirol-Monotherapie in Bezug auf Dyskinesie-freies Überleben hielt auch in den fünf Folgejahren an. Nach zehn Jahren hatten 22 von 42 (52%) Patienten der Ropinirol-Gruppe und 21 von 27 (78%) der Levodopa-Gruppe Dyskinesien entwickelt (p=0,0457).

Ropinirol hat eine lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung. Verschiedenen Studien zufolge kann mit 9 mg/d bei rund 80% der Patienten die gewünschte Wirkung erzielt werden. Anderen Studien und Erfahrungen zufolge ergeben sich bei der Dosistitration eher mittlere Tagesdosen von 15 mg, aufgeteilt auf drei Einzelgaben. Eine Ropinirol-Retardform für die einmal tägliche Einnahme ist im fortgeschrittenen Stadium der klinischen Prüfung.

Nichtmotorische Symptome im Fokus

Die Lebensqualität von Parkinson-Patienten wird zu einem wesentlichen Teil von nichtmotorischen Symptomen wie Depression, Apathie, Schlafstörungen oder Schmerzen, im fortgeschrittenen Stadium auch kognitiven Störungen beeinflusst. Zur Wirkung der verfügbaren Therapien auf diese Faktoren liegen aber noch wenig Daten vor.

Die depressive Symptomatik und die allgemeine psychische Beeinträchtigung wurden bei 325 Parkinson-Patienten erhoben, die im Rahmen einer Anwendungsbeobachtung Ropinirol als Monotherapie (28%) oder in Kombination mit Levodopa (72%) erhielten. Die durchschnittliche Ropinirol-Tagesdosis betrug 6,7 mg. Die Eingangsuntersuchung offenbarte eine gewisse Abhängigkeit der psychischen Beeinträchtigung von den vorherrschenden Parkinson-Symptomen: Depression und Angst waren bei Patienten vom Äquivalenztyp oder vom akinetisch-rigiden Typ stärker ausgeprägt als bei Patienten vom Tremor-Dominanztyp. Während der 12- bis 14-wöchigen Beobachtungsdauer besserten sich psychische Symptome (Depression, Angst) sowohl nach Einschätzung der Patienten (Beck-Depressionsinventar, Sheehan-Disability-Scale) als auch im Arzturteil.

Quelle

Prof. Dr. med. Wolfgang Jost, Wiesbaden, Prof. Dr. med. Jens Volkmann, Kiel, Prof. Dr. med. Jürgen Winkler, Regensburg, Satellitensymposium „Frühe Weichenstellung für einen langfristigen Erfolg in der Parkinson-Therapie“, veranstaltet von GlaxoSmithKline im Rahmen des 5. Deutschen Parkinson-Kongresses, Ulm, 9. März 2007.

Psychopharmakotherapie 2007; 14(05)