Parkinson-Patienten mit motorischen Komplikationen

Rasagilin verlängert On-Zeit und macht Off-Zeit erträglicher


Gabriele Blaeser-Kiel, Hamburg

Bei einer Parkinsontherapie mit Levodopa muss bei der Mehrzahl der Patienten bereits ab dem zweiten Jahr mit Wirkungsfluktuationen gerechnet werden. Um die motorischen Funktionen der Betroffenen wieder zu stabilisieren, scheint die zusätzliche Gabe von Rasagilin Vorteile gegenüber der Zusatztherapie mit Entacapon zu haben.

Der irreversible Monoaminoxidase-(MAO-)B-Hemmer der zweiten Generation Rasagilin (Azilect®) ist die jüngste Erweiterung der Behandlungspalette für Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom. In der Frühphase führt der Einsatz in Monotherapie zu einem signifikanten und anhaltendem Rückgang der Symptome. Das günstige Nutzen-Risiko-Profil schlägt sich auch in einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität nieder, wie ebenfalls unter kontrollierten Bedingungen mithilfe der PDQUALIF-Skala (Parkinson’s disease quality of life) nachgewiesen wurde.

Bedarf für neue Behandlungsoptionen besteht aber auch im fortgeschrittenen Krankheitsstadium bei Patienten, die unter der Behandlung mit Levodopa motorische Komplikationen entwickelt haben. Im ersten Schritt wird in diesen Fällen bisher häufig zusätzlich der Catechol-O-methyltransferase-(COMT-) Hemmer Entacapon (Comtess®) verordnet. Ob die Patienten ebenso oder möglicherweise sogar mehr von einer Zusatztherapie mit Rasagilin profitieren, wurde randomisiert, doppelblind versus Plazebo in elf europäischen Ländern, Israel und Argentinien in der LARGO-Studie untersucht (n=687). Wesentliches Einschlusskriterium waren Wirkungsfluktuationen unter einer stabilen Einstellung auf Levodopa. Im Durchschnitt betrug die Off-Zeit pro Tag 5,6 Stunden.

In Woche 18 hatte die zusätzliche Gabe sowohl von Rasagilin als auch von Entacapon zu einem statistisch signifikanten Rückgang der täglichen Off-Zeit um im Mittel 1,2 Stunden (Plazebo um 0,4 Stunden) und korrespondierend dazu zu einer statistisch signifikant Zunahme der On-Zeit um 1,1 bzw. 1,0 Stunden geführt.

Einen Vorteil ließ die Zusatztherapie mit dem MAO-B-Hemmer bei den als besonders resistent geltenden Symptomen wie „Freezing“ (Freezing-of-Gait-Questionnaire), Haltungsinstabilität und Gangstörungen (Postural instability gait disorder) erkennen. Hier war der Unterschied zur Plazebo-Gabe nur im Rasagilin-, nicht aber im Entacapon-Arm signifikant.

Eine aktuelle Post-hoc-Analyse zeigt, dass Rasagilin nicht nur während der On-Phasen die motorischen Behinderungen signifikant vermindert, sondern dass der symptomlindernde Effekt – anders als unter Entacapon – auch in den Off-Phasen erhalten bleibt (Abb. 1). Das galt auch für nicht dopaminerg gesteuerte Funktionsbereiche wie Sprache oder Gang und Haltung.

Abb. 1. Verbesserung des UPDRS-Motorscores (Unified Parkinson’s disease rating scale) während der On- und Off-Phasen durch Zusatztherapie mit Rasagilin oder Entacapon zu Levodopa; * p<0,05, *** p<0,001 vs. Plazebo [nach Rabey/Fitzer-Attas]

Quellen

Prof. Dr. med. Reiner Benecke, Rostock, Prof. Dr. med. Günther Deuschl, Kiel, Prof. Dr. med. Werner Poewe, Wien, Satellitensymposium „Rasagilin – Zurück in die Zukunft?“, veranstaltet von Lundbeck GmbH und Teva Pharma GmbH im Rahmen des 5. Deutschen Parkinson-Kongresses, Ulm, 8. März 2007.

Rascol O, et al. Rasagiline as adjunct to levodopa in patients with parkinson’s disease and motor fluctuations (LARGO, Lasting effect in adjunct therapy with rasagiline given once daily, study): a randomised, double-blind, parallel-group trial. Lancet 2005;365:947–54.

Rabey JM, Fitzer-Attas CJ. Effect of adjunctive rasagiline on dopaminergic and non-dopaminergic motor features of parkinson’s disease. Poster 300 beim 11th International Congress of Parkinson’s Disease and Movement Disorders, Istanbul, 3. bis 7. Juni 2007.

Psychopharmakotherapie 2007; 14(05)