Demenz

Alzheimer-Prävention mit Diuretika?


Rosemarie Ziegler, Albershausen

Die Langzeit-Beobachtung der älteren Bevölkerung Utahs zeigte, dass bei Senioren, die regelmäßig blutdrucksenkende Arzneimittel einnahmen, seltener die Alzheimer-Krankheit auftrat. Kaliumsparende Diuretika reduzierten das Erkrankungsrisiko sogar um über 70%.

Bluthochdruck kann das Risiko für Alzheimer-Krankheit erhöhen. Deshalb wurde bereits in mehreren Studien die Wirkung blutdrucksenkender Arzneimittel auf die Alzheimer-Inzidenz untersucht – mit allerdings widersprüchlichen Ergebnissen.

Wissenschaftler der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore haben jetzt Daten der Cache-County-Studie analysiert, die mit 5092 über 65-jährigen Einwohnern des US-Bundesstaates Utah begann. Von diesen wiesen 355 bereits zu Studienbeginn eine Demenz auf, weitere 1429 schieden vorzeitig aus. Bei 185 der verbliebenen 3308 Senioren wurde zum Ende der Studie, etwa drei Jahre nach der Eingangsuntersuchung, erstmals eine Demenz diagnostiziert, bei 104 davon eine Alzheimer-Demenz.

45,3% der Studienteilnehmer nahmen Antihypertensiva ein, und zwar 13% einen ACE-Hemmer, 11,5% einen Betablocker, 14,9% einen Calciumkanalblocker (meist vom Dihydropyridin-Typ) und 26,5% Diuretika (37,8% Thiazid-, 35,4% kaliumsparende und 26,8% Schleifendiuretika).

Die Auswertung zeigte, dass die Einnahme irgendeines Antihypertensivums bereits zu Studienbeginn mit einer niedrigeren Alzheimer-Inzidenz in Verbindung stand (adjustierter Risikoquotient 0,64; 95%-Konfidenzintervall 0,41–0,98). Eine Subgruppenanalyse ergab die größte Risikoreduktion bei den Diuretika (adjustierter Risikoquotient 0,57 [0,33–0,94]) und ganz besonders bei den kaliumsparenden Diuretika (0,26 [0,08–0,64]).

Da die Risikoverringerung praktisch unabhängig vom tatsächlichen Blutdruck der Teilnehmer war, lässt sich der beobachtete Zusammenhang nicht mit der Blutdruckstabilisierung allein erklären. Niedrige Kaliumkonzentrationen stehen mit oxidativem Stress, Entzündungen, Plättchenaggregation und Gefäßverengung in Verbindung, alles Faktoren, die zur Alzheimer-Pathogenese beitragen könnten. Zur besseren Aufklärung der möglicherweise neuroprotektiven Eigenschaften dieser Medikamente sind weiterführende epidemiologische und Laboruntersuchungen unabdingbar.

Quelle

Khachaturian A, et al. Antihypertensive medication use and incident Alzheimer diesease. Arch Neurol 2006;63:686–92.

Psychopharmakotherapie 2006; 13(05)