Dr. Birgit Schindler, Freiburg
Bei Patienten mit Major Depression führt die Therapie mit einem einzigen Arzneistoff häufig nicht zu einem konstanten und zufrieden stellenden Behandlungserfolg. Weitere Behandlungsoptionen müssen hinzugezogen werden, wie beispielsweise die Hinzunahme eines zweiten Arzneistoffs oder aber der Wechsel auf einen anderen Arzneistoff.
In der zweiten Phase der STAR*D-Studie (Sequenced treatment alternatives to relieve depression) wurden diese beiden Behandlungsoptionen bei ambulanten Patienten mit Major Depression untersucht. Die Patienten hatten in einer ersten Phase dieser randomisierten Studie nicht auf die Therapie mit dem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Citalopram (z.B. Cipramil®, SSRI) angesprochen.
565 der Patienten erhielten zusätzlich zu Citalopram ein zweites Arzneimittel (Zusatztherapie), 727 Patienten wurden auf ein anderes Arzneimittel umgestellt (Alternativtherapie). Als Zusatzmedikation wurden eingesetzt:
Bupropion (Zyban®) – selektiver Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer – in einer Dosierung von bis zu 400 mg täglich (n=279)
Buspiron (Bespar®), ein 5-HT1A-Rezeptoragonist, in einer Dosierung von bis zu 60 mg pro Tag (n=286)
Als Alternativtherapie erhielten die Patienten:
Bupropion in einer maximalen Dosierung von 400 mg täglich (n=239)
Sertralin (z.B. Zoloft®) – SSRI – in einer maximalen Tagesdosis von 200 mg (n=238)
Venlafaxin (Trevilor® retard) – selektiver Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) – in einer maximalen Dosierung von täglich 375 mg (n=250)
Primärer Endpunkt war die Remission der depressiven Symptome, definiert als weniger als 7 Punkte auf der Hamilton-Depressions-Skala (HAMD).
Sekundäre Endpunkte waren weiterhin eine Remission, entsprechend weniger als 6 Punkten im „Quick Inventory of Depressive Symptomatology Self Report“ (QIDS-SR) zu Studienende, und eine Reduktion der QIDS-SR-Punkte auf mindestens 50% des Ausgangswerts, was als Therapieansprechen gewertet wurde.
Bei der Zusatztherapie war die Anzahl der Patienten mit Remission (HAMD, QIDS-SR) und Therapieansprechen bei Gabe von Bupropion und Buspiron ähnlich (Tab. 1). Die Patienten, die zusätzlich mit Bupropion behandelt wurden, zeigten aber im Vergleich zu Patienten der Buspiron-Gruppe eine größere Reduktion im QIDS-SR und einen niedrigeren Wert im QIDS-SR zu Studienende (25,3 vs. 17,1%, p<0,04, bzw. 8,0 vs. 9,1%, p<0,02).
Tab. 1. Ergebnisse der Zusatztherapie (Citalopram + Bupropion oder Buspiron) der STAR*D-Studie [nach Trivedi H, et al. 2006]
Bupropion |
Buspiron |
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Primärer Endpunkt |
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Sekundäre Endpunkte |
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Weiterhin brachen weniger Patienten der Bupropion-Gruppe die Therapie aufgrund von Unverträglichkeit ab (12,5 vs. 20,6%, p<0,009).
Bei der Alternativtherapie waren für alle drei Wirkstoffe Remission (HAMD, QIDS-SR) und Therapieansprechen vergleichbar (Tab. 2).
Tab. 2. Ergebnisse der Alternativtherapie (Citalopram ersetzt durch Bupropion, Sertralin oder Venlafaxin) der STAR*D-Studie [nach Rush AJ, et al. 2006]
Bupropion |
Sertralin |
Venlafaxin |
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Primärer Endpunkt |
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Sekundäre Endpunkte |
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Trotz ihrer teilweise unterschiedlichen Wirkungsmechanismen sind die drei Wirkstoffe in ihrer Wirksamkeit gleichwertig. Insbesondere die Wirksamkeit des SSRI Sertralin ist erstaunlich, da Citalopram zuvor unwirksam war.
Quellen
Rubinow DR. Treatment strategies after SSRI failure – good news and bad news. N Engl J Med 2006;354:1305–7.
Rush AJ, et al. Bupropion-SR, sertraline, or venlafaxine-XR after failure of SSRIs for depression. N Engl J Med 2006;354:1231–42.
Trivedi MH, et al. Medication augmentation after failure of SSRIs for depression. N Engl J Med 2006;354:1243–52.
Die Psychopharmakotherapie im Internet:
Psychopharmakotherapie 2006; 13(05)