Atypische Neuroleptika

Ziprasidon bei Schizophrenie und bei Bipolarstörungen


Dr. Heike Oberpichler-Schwenk, Stuttgart

Bei der Schizophrenie-Behandlung mit Ziprasidon muss nicht mit Gewichtszunahme und entsprechenden metabolischen Veränderungen gerechnet werden. In einer offenen Studie wurde sogar eine Gewichtsabnahme und Verbesserung des Lipidprofils beobachtet. Inzwischen ist Ziprasidon auch zur Behandlung manischer und gemischter Phasen bei Bipolarstörungen zugelassen.

Ziprasidon (Zeldox®) ist in Deutschland seit 2002 zur Behandlung der Schizophrenie zugelassen. Neben dem Klassenmerkmal der atypischen Antipsychotika, wenig extrapyramidal-motorische Nebenwirkungen (EPS) hervorzurufen, ist ein Charakteristikum von Ziprasidon, dass es – anders als andere Atypika – nicht zur Gewichtszunahme führt und in Übereinstimmung damit kein Risiko für ein metabolisches Syndrom beinhaltet. Dieser Befund aus randomisierten klinischen Studien zeigte sich unter praxisnahen Bedingungen auch in der noch vor Markteinführung durchgeführten ZEISIG-Studie (Ziprasidone experience in schizophrenia in Germany/Austria).

An dieser prospektiven, offenen Studie nahmen 276 Patienten mit einer schizophrenen oder schizoaffektiven Störung in 52 Zentren teil. Die zuvor nicht adäquat behandelten Patienten erhielten Ziprasidon in einschleichender Dosierung, beginnend mit 80 mg/d (40–0–40) und nach Bedarf schrittweise erhöht auf bis zu 160 mg/d (80–0–80). Die mittlere Dosis betrug 112,2 mg/d.

113 Patienten (41%) nahmen bis zum Schluss an der 12-wöchigen Studie teil. In dieser Gruppe („completer“) kam es zu einer signifikanten Besserung des psychopathologischen Zustands: Der BPRS-Wert (Brief psychiatric rating scale) sank von 44,8±14,1 auf 33,5±11,1 (p<0,0001), wobei eine deutliche Besserung auf 38,3±10,8 Punkte bereits nach einer Woche erkennbar war. Im klinischen Gesamteindruck (CGI) ging es nach 12 Wochen 62% der Patienten viel oder sehr viel besser. Begleitet war dies von einer signifikanten Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens der Patienten laut SWN-K-Skala (Subjective well-being on neuroleptic medication/Kurzform).

Die Patienten nahmen durchschnittlich 1,3 kg ab; besonders ausgeprägt war die Gewichtsabnahme mit 2,0 kg bei den Patienten, für die Gewichtszunahme unter der vorherigen Medikation einer der Einschlussgründe gewesen war. Wie Messungen an insgesamt mehr als 190 Patienten ergaben, verbesserte sich das Lipidprofil unter der Behandlung mit Ziprasidon, erkennbar an einer Abnahme der Triglycerid- (–20,6 mg/dl), LDL-Cholesterol- (–9,7 mg/dl) und Gesamtcholesterol-Spiegel (–13,6 mg/dl).

Das QTc-Intervall verlängerte sich um durchschnittlich 3,4 ms, aber in keinem Fall auf über 470 ms. Bei Patienten mit einem Ausgangswert über 400 ms kam es zu einer durchschnittlichen Abnahme des QTc-Intervalls um 9,8 ms.

Die Abbrecherquote war mit 59% relativ hoch. Abbruchgrund war in knapp einem Viertel der Fälle ungenügende Wirksamkeit; in knapp der Hälfte der Fälle waren es unerwünschte Ereignisse, wobei diese zum Teil ebenfalls als Ausdruck einer ungenügenden antipsychotischen Wirkung anzusehen sind. Insgesamt werden diese Daten so interpretiert, dass die Ziprasidon-Dosis eher zu gering war.

Indikation akute Manie

Seit Oktober 2005 ist Ziprasidon auch in Europa, wie zuvor in den USA, zur Behandlung manischer und gemischter Episoden mittleren Schweregrads bei Bipolarstörungen zugelassen. Zu dieser Indikation gibt es unter anderem eine dreiwöchige Plazebo-kontrollierte, randomisierte Doppelblindstudie mit 210 Patienten, die im Verhältnis 2:1 mit Ziprasidon oder Plazebo behandelt wurden. Die Ziprasidon-Dosis betrug am ersten Tag 80 mg, am zweiten Tag 160 mg, danach je nach Einschätzung des Arztes 80 bis 160 mg (mittlere Dosis: 132,5 mg/d), jeweils aufgeteilt in zwei Einzelgaben. Nach Bedarf konnte ergänzend ein Benzodiazepin gegeben werden.

Die manische Symptomatik wurde mit der Young Mania Rating Scale (YMRS) erfasst. Sie hatte sich bereits nach zwei Tagen in der Ziprasidon-Gruppe signifikant stärker gebessert als in der Plazebo-Gruppe. Nach einer Woche war der Unterschied noch deutlicher und blieb bis zum Ende der dreiwöchigen Beobachtung erhalten. Am Schluss betrug die Abnahme gegenüber dem Ausgangswert in Höhe von 26,7 bzw. 27,0 Punkten in der Plazebo-Gruppe 7,8 und in der Ziprasidon-Gruppe 12,4 Punkte. Psychotische Merkmale der Manie wurden mit der Positivskala der Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) erfasst; die Werte besserten sich ebenfalls anhaltend.

Häufiger als in der Plazebo-Gruppe traten in der Ziprasidon-Gruppe Müdigkeit, Schwindel, Hypertonie und Akathisie auf. Im Durchschnitt gab es jedoch keine Veränderung der Vitalparameter. Das QTc-Intervall verlängerte sich in der Ziprasidon-Gruppe um durchschnittlich 11 ms, überstieg aber in keinem Fall 500 ms.

Eine zweite Plazebo-kontrollierte Studie mit gleichem Design hatte vergleichbare Ergebnisse. Ziprasidon stellt sich damit als eine gut verträgliche Option für die Therapie der akuten Manie dar. Studien zum Vergleich mit Lithiumsalzen oder Valproinsäure stehen noch aus.

Quellen

Prof. Dr. Dr. Margot Albus, Haar, Dr. Dürten Kudla, Hamburg, Priv.-Doz. Dr. Stephanie Krüger, Dresden, Symposium „(Re-)Integration mit Ziprasidon – Erfahrungen und Perspektiven“, veranstaltet von Pfizer Neuroscience, Berlin, 24. November 2005.

Keck PE, et al. Ziprasidone in the treatment of acute bipolar mania: a three-week, placebo-controlled, double-blind, randomized trial. Am J Psychiatry 2003;160:741–8.

Psychopharmakotherapie 2006; 13(02)