Gabriele Blaeser-Kiel, Hamburg
Als primäre Behandlungsoption beim Restless-Legs-Syndrom (RLS) sieht der von einer Expertenkommission für die „Restless Legs Syndrome Foundation“ erarbeitete Therapiealgorithmus den Einsatz von Dopaminagonisten vor. Allerdings sind diese Substanzen dafür in der Regel bislang nicht zugelassen.
„On Label“ kann in Deutschland bisher nur Levodopa (in fixer Kombination mit dem peripheren Decarboxylasehemmer Benserazid – Restex®) verordnet werden. Der häufig erforderlichen Dauermedikation steht jedoch das hohe Risiko für eine Augmentation – Verlagerung der Krankheitssymptome von den Abendstunden auf den Tag und/oder von den Beinen auf andere Körperteile bei 50 bis 85% der Erkrankten – entgegen.
Ein günstigeres Nutzen/Risiko-Profil weisen die Dopaminagonisten auf. Die beste Evidenz besteht derzeit für Ropinirol, das als erster Vertreter seiner Substanzklasse in Australien, Frankreich, der Schweiz und den USA als Adartrel® „offiziell“ zur RLS-Behandlung verfügbar ist. In Deutschland wird die Indikationserweiterung für Ende 2005 erwartet. (Die entsprechende Empfehlung des Ausschusses für Humanarzneimittel der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA liegt inzwischen vor. Red.)
Insgesamt wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit weltweit bei mehr als 1000 RLS-Patienten überprüft. Erst kürzlich wurde in den USA die TREAT-RLS-US-Studie (Therapy with ropinirole – efficacy and tolerability in RLS) abgeschlossen.
Wesentlich für den Einschluss in diese Studie war, dass die RLS-Symptomatik im vorangegangenen Monat an mindestens 15 Tagen/Nächten vorhanden war und einen Schwergrad von mindestens 15 Punkten auf der International Restless Legs Scale (IRLS) aufwies.
Im Mittel betrug der Score 22 Punkte bei einer durchschnittlichen Erkrankungsdauer von 19 Jahren. Die Studienmedikation – Ropinirol (mittlere Dosis 2,15 mg) oder Plazebo – wurde randomisiert doppelblind einmal täglich ein bis drei Stunden vor dem Zubettgehen eingenommen.
Nach 12 Wochen konnte beim primären Endpunkt (veränderung des IRLS-Gesamtscores) eine statistisch signifikante Überlegenheit von Ropinirol gegenüber Plazebo dokumentiert werden. Der Unterschied hatte sich bereits innerhalb der ersten Medikationswoche manifestiert (Abb. 1).
Abb. 1. Veränderung des IRLS-Gesamtscores (International Restless Legs Scale) unter Ropinirol-Therapie versus Plazebo-Gabe (adjustierte Mittelwerte aus der Intention-to-treat-Analyse; OC = observed cases, LOCF = last observation carried forward) [nach Bogan et al.]
Als ein besonders relevanter Aspekt gilt die Wiederherstellung des Schlafs. Denn laut einer Erhebung in Wartezimmern von Hausarztpraxen (Europa und USA) leiden RLS-Patienten vor allem unter den Ein- und Durchschlafstörungen – mehr noch als unter den sensomotorischen Beschwerden. Bei allen Items der MOS-Sleep-Scale (Medical Outcome Study) – Schlafdauer (p<0,01), Schlafunterbrechungen (p<0,0001), Gefühl ausreichender Erholung (p<0,0001) und Tagesschläfrigkeit (Trend) – gab es einen signifikanten Vorteil für die Ropinirol-Therapie gegenüber Plazebo.
Bestätigt wurde auch die gute Verträglichkeit von Ropinirol. Das spiegelt sich unter anderem in der tendenziell geringeren Rate an nebenwirkungsbedingten Studienabbrüchen im Vergleich zu Plazebo (2,7 versus 4,1%) wider. Am häufigsten klagten die Patienten über eine – für Dopaminagonisten typische – temporäre Nausea.
Quellen
Prof. Dr. med. Diego Garcia-Borreguero, Madrid, Satellitensymposium „Time to Act: Understanding Restless Legs Syndrome“, veranstaltet von GlaxoSmithKline im Rahmen des 16th International Congress on Parkinson’s Disease and Related Disorders (ICPD), Berlin, 8. Juni 2005.
Bogan R, et al. Ropinirole is effective and well tolerated in the treatment of moderate-to-severe restless legs syndrome. Poster 029.12 beim 16th ICPD 2005.
Hening W, et al. Impact, diagnosis and treatment of restless legs syndrome (RLS) in a primary care population: the REST (RLS epidemiology, symptoms, and treatment) primary care study. Sleep Med 2004;5:237–46.
Psychopharmakotherapie 2005; 12(06)