Parkinson-Therapie

Pramipexol reduziert auch Depressionen


Andrea Warpakowski, Itzstedt

Der Dopamin-Agonist Pramipexol kontrolliert bei Patienten mit Parkinson-Krankheit die motorischen Symptome Rigor, Tremor und Akinesie dauerhaft. Die Depression, ein nicht-motorisches Symptom, spricht ebenfalls auf die Therapie mit Pramipexol an.

Mit dem Aminothiazol-Derivat Pramipexol (Sifrol®) lässt sich eine gute Bewegungskontrolle in der Langzeittherapie der Parkinson-Krankheit erreichen: als Monotherapie in der Frühphase und als Kombinationstherapie mit Levodopa in der Spätphase der Erkrankung. Neben den Kardinalsymptomen Rigor, Tremor und Akinesie bessert die Substanz aber auch die Depression, ein nicht-motorisches Symptom, unter dem etwa 40 bis 50% der Parkinson-Patienten leiden. Die Depression bei Parkinson-Patienten ist unabhängig vom Alter und von der Dauer der Parkinson-Erkrankung. Ungefähr die Hälfte der Patienten hat eine mittelschwere oder schwere Depression. Die Diagnose kann aufgrund von überlappenden motorischen Symptomen meist nur anhand subjektiv erlebter Emotionen gestellt werden. Hoffnungslosigkeit, das Gefühl von emotionaler Leere und der Verlust der Lebensfreude, die so genannte Anhedonie, stehen hierbei im Vordergrund. Unabhängig von den motorischen Symptomen beeinträchtigt die Depression als häufigstes nicht-motorisches Symptom die Lebensqualität der Parkinson-Patienten.

Neben serotonergen und noradrenergen Rezeptoren scheinen insbesondere Dopamin-D3-Rezeptoren im limbischen System und im frontalen Kortex eine Rolle bei der Pathogenese der Depression und Anhedonie zu spielen. Pramipexol stimuliert neben den D2-Rezeptoren bevorzugt die D3-Rezeptoren und hat unter den Dopamin-Agonisten die höchste Präferenz zu diesen Rezeptoren. Die im Tiermodell und bei therapierefraktärer bipolarer Depression bereits bekannte antidepressive und antianhedone Wirkung von Pramipexol konnte jetzt auch bei depressiven Parkinson-Patienten nachgewiesen werden.

In einer offenen, multizentrischen, randomisierten Studie erhielten 41 Parkinson-Patienten mit Depression täglich 1,9 mg Pramipexol oder 3 mg Pergolid (Dopamin-Agonisten). Der Schweregrad der Depression – gemessen anhand des Depressions-Scores MADRS – zeigte sich nach acht Monaten Behandlung mit Pramipexol signifikant verbessert (p<0,05), wohingegen mit Pergolid keine Änderung eingetreten war (Abb.1). Im Rahmen einer Anwendungsbeobachtung erhielten 657 depressive Parkinson-Patienten im fortgeschrittenen Stadium zusätzlich zu Levodopa dreimal täglich 0,35 mg Pramipexol als mittlere Dosis. Im Zeitraum von 63 Tagen konnte die Levodopa-Dosis von durchschnittlich 372 auf 344 mg pro Tag gesenkt werden. Depression und Anhedonie nahmen ab: Der Anteil der Patienten mit Anhedonie sank von 47 auf 25%, die Anzahl der Patienten, die keine Depression hatten, stieg von 200 auf 350.

Abb. 1. Wirkung von Pramipexol im Vergleich zu Pergolid auf die Depression (angegeben ist der Schweregrad entsprechend des Depression-Scores, MADRS) bei Parkinson-Patienten [Rektorova A, et al. 2003]; Situation vor Behandlung nicht signifikant unterschiedlich (n.s.)

In einer weiteren Anwendungsbeobachtung wurden 1392 depressive Parkinson-Patienten, die zusätzlich zu Levodopa Pramipexol erhielten, nach ihrer subjektiven Befindlichkeit befragt: 74% der Patienten gaben an, dass sich mit der zusätzlichen Gabe von Pramipexol die mittelschweren und schweren Depressionen nach 45 Tagen deutlich besserten.

Quellen

Prof. Dr. med. Wolfgang Oertel, Marburg, Priv.-Doz. Dr. med. Matthias Lemke, Bonn, Symposium „Bausteine der Lebensqualität. Pramipexol (Sifrol®) in der modernen Parkinsontherapie“, veranstaltet von Boehringer Ingelheim anlässlich der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Düsseldorf, 7. Oktober 2004.

Reichmann H, et al. Pramipexole in routine clinical practice: a prospective observational trial in Parkinson’s disease. CNS Drugs 2003;17:965–73.

Psychopharmakotherapie 2005; 12(03)