Kompetenznetz Schizophrenie

Akut- und Langzeittherapie bei Ersterkrankten


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Die Akut- und Langzeittherapie ersterkrankter schizophrener Patienten ist Gegenstand eines Studienprojekts des Kompetenznetzes Schizophrenie. Untersucht werden unter anderem die Akut- und Erhaltungstherapie mit einem konventionellen (Haloperidol) oder atypischen Neuroleptikum (Risperidon) im Vergleich, verschiedene Konzepte zur langfristigen Rezidivprophylaxe und Möglichkeiten zur Früherkennung von Rezidiven. Erste Ergebnisse wurden beim DGPPN-Kongress 2004 vorgestellt.

Die erfolgreiche Therapie der ersten Episode einer Schizophrenie hat maßgeblichen Einfluss auf den weiteren Krankheitsverlauf. Es gibt Hinweise, dass atypische Neuroleptika für diese Patienten die Therapie der ersten Wahl darstellen könnten. So zeigte orales Risperidon in der FutuRis-Studie im Vergleich zu Haloperidol gewisse Vorteile in der Akuttherapie und eine bessere rückfallprophylaktische Wirkung.

Das Studienprojekt des Kompetenznetzes Schizophrenie enthält eine doppelblinde, randomisierte Akuttherapiestudie, in der ersterkrankte schizophrene Patienten stationär mit Risperidon oder Haloperidol in einer Tagesdosis von 2 mg bis maximal 8 mg behandelt werden. Untersuchungstermine sind bei Aufnahme in die Studie und dann wöchentlich bis zu 8 Wochen vorgesehen. Von geplanten 360 (2 x 180) Patienten konnten bis November 2004 260 in die Studie eingeschlossen werden, für 140 Patienten lagen Daten zu mindestens 5 Behandlungswochen vor. Die Patienten waren bei Studieneinschluss im Durchschnitt knapp über 30 Jahre alt, bei etwa der Hälfte bestand die unbehandelte Psychose seit weniger als einem halben Jahr.

Die Akuttherapie war insgesamt erfolgreich, wie an der signifikanten Abnahme der Psychopathologie laut Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) zu erkennen ist (Abb. 1). Am ausgeprägtesten war der Scorerückgang bei der Positivsymptomatik. Bezogen auf eine mindestens 50%ige Reduktion des Scores war hier auch die Ansprechrate mit rund 80 % am größten. Ob es qualitative Unterschiede zwischen der Akuttherapie mit Risperidon und Haloperidol gibt, wird sich erst nach der Entblindung der Studie erweisen.

Abb. 1. Besserung der Schizophrenie-Symptomatik (PANSS-Gesamt- und -Subscores) bei den 140 Patienten, für die Daten zu mindestens 5 Behandlungswochen vorlagen [Möller, DGPPN 2004]

Langzeittherapie

Im Anschluss an die Akuttherapiestudie werden die Patienten in einer Langzeittherapiestudie weiter verfolgt. Im ersten Studienjahr erhalten sie weiter ihre bisherige niedrig dosierte neuroleptische Medikation. Alle 14 Tage findet ein Patientenkontakt mit Erfassung der Prodrome und anderer Parameter statt.

In diese Studienphase gingen bis November 2004 159 Patienten ein (18 % als Quereinsteiger), die im Median 25,5 Wochen in der Studie verblieben. Die Drop-out-Rate ist mit 67 % recht hoch. Als deutlichste Prädiktoren für ein vorzeitiges Ausscheiden aus der Studie erwiesen sich in einer multivariaten Analyse eine schlechte Compliance und der PANSS-Negativscore (16,1 bei Abbrechern, 12,7 bei studientreuen Patienten).

Die LOCF-Analyse (last observation carried forward) ergab eine zahlenmäßig geringe, aber signifikante (p<0,001) weitere Verbesserung des PANSS-Positivscores, des PANSS-Negativscores und des globalen Funktionsniveaus (GAF-Score). Während dieses ersten Behandlungsjahrs kam es nur zu einem einzigen Rezidiv (PANSS-Positivscore >10 + GAF-Abnahme >20 + CGI-Veränderung 6), und zwar in der Nachbeobachtungszeit bei einem Patienten, der bereits die Einnahme der Studienmedikation abgebrochen hatte. Eine klinisch relevante Verschlechterung (mindestens eins der genannten Kriterien erfüllt) trat unter regulären Studienbedingungen bei 25 Patienten (15,9 %) auf. Eine multivariate Analyse ergab als deutlichste Prädiktoren für eine klinisch relevante Verschlechterung das psychosziale Funktionsniveau und den PANSS-Positivscore bei Eintritt in die Studie. Der Strauss-Carpenter-Prognose-Score hatte keinen Vorhersagewert. Die 14-täglich erhobenenen Prodrome hatten einzeln keinen ausreichenden Vorhersagewert für ein Rezidiv. Eine ausreichende Sensitivität zeigten nur die Summenscores, sowohl der unspezifischen Prodrome (Cut-off 3 vs. 4) als auch der spezifischen Prodrome (Cut-off 0 vs. 1). Immerhin war die prodromgestütze Rezidivprädiktion aber anderen Prädiktoren überlegen.

Bei ersterkrankten Patienten ist der Nutzen einer sehr langfristigen Therapie nicht gesichert. Im zweiten Studienjahr wird deshalb die Möglichkeit einer prodromgestützen Frühintervention nach Absetzen des Neuroleptikums untersucht.

Quelle

Prof. Dr. med. H. J. Möller, München, Prof. Dr. med. W. Gaebel, Düsseldorf, Symposium „Neue Ergebnisse der Ersterkrankten-Studie im Kompetenznetz Schizophrenie“, DGPPN-Kongress 2004, Berlin, 25. November 2004.


Psychopharmakotherapie 2005; 12(03)