Prof. Dr. med. Hans Christoph Diener, Essen
Serotonin-Agonisten sind auch in Form eines Nasensprays eine wirksame Therapie akuter Migräneattacken. Der Wirksamkeitsnachweis bei Kindern und Jugendlichen ist allerdings bisher in den meisten Fällen gescheitert, da diese eine hohe Plazebo-Erfolgsrate bei der Behandlung akuter Migräneattacken aufweisen.
Finnische Autoren haben in einer Studie zwei verschiedene Dosierungen von nasalem Sumatriptan (Imigran® nasal) zur Behandlung von akuten Migräneattacken bei Kindern und Jugendlichen zwischen 8 und 17 Jahren eingesetzt. In die Studie wurden 129 Kinder aufgenommen. Kinder mit einem Körpergewicht zwischen 20 und 39 kg erhielten 10 mg Sumatriptan, Kinder mit einem Gewicht über 40 kg erhielten 20 mg Sumatriptan. Die Kinder sollten zu Hause zwei aufeinander folgende Migräneattacken entweder mit Sumatriptan- oder Plazebo-Nasenspray behandeln. Für die Endauswertung standen 28 Kinder in der 10-mg-Dosisgruppe und 55 Kinder in der 20-mg-Dosisgruppe zur Verfügung. Die Intensität der Kopfschmerzen wurde mit einer visuellen Skala eingeschätzt, auf der Gesichter mit unterschiedlichem Gesichtsausdruck für die jeweilige Schmerzintensität abgebildet waren. Der primäre Endpunkt war eine Besserung um zwei Kategorien auf dieser Skala nach zwei Stunden.
Nach zwei Stunden wurde der primäre Endpunkt mit Sumatriptan bei 64 % der Kinder (53/83) und mit Plazebo bei 39 % (32/83) erreicht (p = 0,003). Bereits nach einer Stunde war der Unterschied zwischen Verum und Plazebo statistisch signifikant. 20 mg Sumatriptan waren wirksamer als 10 mg. Auch die Ergebnisse für die anderen Endpunkte, wie die Präferenz des Kindes und der Einsatz von Zusatzmedikationen, fielen mit Sumatriptan günstiger aus.
Die meistbeklagte Nebenwirkung war eine Geschmacksstörung bei Sumatriptan, die von 29% der Kinder berichtet wurde. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.
Dies ist eine der ersten Studien, in der es gelungen ist, die Wirksamkeit von Sumatriptan-Nasenspray bei Kindern und Jugendlichen zu belegen. Gemessen an dem von der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft favorisierten Zielkriterium, nämlich Schmerzfreiheit nach zwei Stunden, ergab sich allerdings kein signifikanter Unterschied zwischen Sumatriptan (32 %) und Plazebo (21 %). Darüber hinaus muss kritisch darauf hingewiesen werden, dass der bittere Geschmack des Sumatriptan-Nasensprays bei einem Teil der Kinder zu einer Entblindung geführt haben könnte. Interessant ist aber weiterhin, dass die Wirkungsrate des Nasensprays bei Kindern und Jugendlichen unter der liegt, die bei Erwachsenen beschrieben wurde. Dies kann nicht nur methodische Gründe haben. Es ist durchaus möglich, dass das Gehirn eines Migränekranken einen gewissen Reifungsgrad erreicht haben muss, bevor Serotonin-Agonisten therapeutisch wirksam sind.
Quelle
Ahonen K, et al. Nasal sumatriptan is effective in treatment of migraine attacks in children. A randomized trial. Neurology 2004;62:883-7.
Psychopharmakotherapie 2005; 12(01)